Das brachten die KV-Verhandlungen im Sommer

In zahlreichen Branchen sind seit August bereits die Kollektivverträge ausverhandelt worden.
Elektroindustrie gibt Richtung für KV-Verhandlungen im Sommer vor
Bei den Großbäckern und im Bäckergewerbe gab es eine Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne um 6,5 Prozent brutto. Im Fleischergewerbe ergab sich bei den KV-Verhandlungen für die Angestellten einen Gehaltszuwachs von durchschnittlich 5,37 Prozent, in der Mühlenindustrie von 5,5 Prozent, plus Teuerungsprämie von 350 Euro. In der Futtermittelindustrie werden kommendes Jahr 5,7 bis 6 Prozent brutto mehr bezahlt. Bei den Arbeitern in Konditoreien in Salzburg lag der Lohnzuwachs bei 5,2 Prozent.
Taktgeber zuvor, in der Frühjahrslohnrunde, war wie immer die KV-Verhandlung in der Elektroindustrie. Hier einigte man sich auf ein Lohn- und Gehaltsplus von fünf Prozent. Diese Sparte gehört jedoch, wie die Metallindustrie, zu den Sektoren mit hohem Facharbeiter/Vollzeitkräfte-Anteil, der sich auch am Lohn- und Gehaltskonto widerspiegelt.
Teuerung Basis für KV-Verhandlungen
Nun zur Gegenrechnung, also der allgemeinen Teuerung (die seit dem Sommer deutlich an Fahrt aufgenommen hat): Basis für die aktuellen KV-Verhandlungen in der Herbstlohnrunde ist die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate, diese beträgt mit Ende September 6,9 Prozent. Im Monat September lag die Teuerung laut Schnellschätzung der Statistik Austria bei 10,5 Prozent, zuvor im August bei 9,3 Prozent.
Arbeitgeber sehen Teuerung durch Regierung bereits abgedeckt
Dem gegenüber halten die Arbeitgeber die Hilfen der Bundesregierung. Ihre Rechnung: Nimmt man die von ihnen vorgeschlagenen 4,1 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung und rechnet die Teuerungsmaßnahmen, die zwischen 50 und 100 Prozent der zusätzlichen Kosten für die Beschäftigten und ihre Familien abdecken würden, dazu, so sei dies ein Teuerungsausgleich von 100 Prozent - und teilweise darüber.
Kollektivvertrag statt Mindestlohn
Eine Bezahlung unter Kollektivvertrag (KV) ist verboten, der KV gilt auch für die Leiharbeitsbranche. Einen Mindestlohn, wie in Deutschland, gibt es hierzulande nicht. Die Gewerkschaften fordern seit kurzem ein Mindest-Bruttogehalt branchenweit von 2.000 Euro im Monat, einige Jobs bewegen sich allerdings noch weit darunter. So liegt der Mindestlohn für einen Vollzeitjob im Kosmetik-, Fußpflege- und Masseurgewerbe bei derzeit 1.610 Euro brutto.
KV-Verhandlungen im Handel im Vorjahr mit Plus über der Inflationsrate
Und so hat der Handel im Vorjahr abgeschlossen: Das Einstiegsgehalt wurde ab 1. Jänner 2022 auf 1.800 Euro brutto angehoben. Dadurch erhöhten sich laut Gewerkschaft die Gehälter für Berufseinsteiger um 3,45 Prozent. Für alle anderen gab es ein Gehaltsplus von 2,55 Prozent. Verhandlungsbasis war eine Jahresinflationsrate von 2,1 Prozent. Dazu kommt traditionell - neben dem Verhandlungsgeschick samt Sitzfleisch - der jährliche Produktivitätszuwachs.
(APA/Red)