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"Das Bildnis des Dorian Gray": Roman-Adaption setzt auf Action

"Das Bildnis des Dorian Gray", der einzige Roman von Oscar Wilde, ist eine beliebte, zeitlose Film-Vorlage. Regisseur Oliver Parker hat das Buch nun erneut zum Leinwandthema gemacht. Nach "Ein perfekter Ehemann" (1999) und "Ernst sein ist alles" (2002) wagt sich Parker in seiner dritten Oscar Wilde-Verfilmung (Österreich-Start am Donnerstag) aufs Glatteis.
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Die vom Original abweichende Adaption setzt auf Action, Schauder-Stimmung und Schock-Elemente, wobei Hauptdarsteller Ben Barnes (“Die Chroniken von Narnia”, “Prinz Kaspian”) in der Rolle des Dorian nicht überzeugen kann.

Der unschuldige und etwas naive Dorian reist ins viktorianische London, um das Erbe seines Onkels anzutreten, wo ihn der noble Zynikers Lord Henry Wotton (Colin Firth) unter die Fittiche nimmt, ihm in einer düsteren Zeit des 19. Jahrhunderts die Freuden des Lebens zeigt und ihn zu unmoralischem Handeln ermutigt. Schnell findet der gut aussehende Jüngling Dorian Gefallen am hedonistischen Treiben der Großstadt-Oberschicht, wobei er sich stets bewusst ist, dass er selbst bildschön, ja beinahe perfekt, geraten ist. “Du hast die einzigen beiden Dinge, die es wert sind zu haben – Jugend und Schönheit”, bestärkt Wotton den Jungspund in seiner Selbstverliebtheit.

Den Charakter des DorianGray vergleicht Produzent Barnaby Thompson mit Mick Jagger, der, als er “zum Rockstar wurde, sich plötzlich alles erlauben konnte”. Genauso verhält sich der von seiner eigenen Schönheit geblendete Dorian, als er bemerkt, dass sein Wunsch, für den er einen Pakt mit dem Teufel eingeht und seine Seele opfert, in Erfüllung geht und das von seinem Freund Basil (Ben Chaplin) gemalte Bildnis statt seiner selbst altern sollte.

Das Gemälde wird für Dorian zu einem Spiegel seiner Seele, den er gut behütet im Dachboden einsperrt, denn niemand soll dieses Bild jemals zu Gesicht bekommen. Bis hierher hält sich Drehbuchautor Toby Finlay mehr oder weniger an das Oscar Wilde-Original. Doch als wäre es nicht spannend genug, dass nun ein Gemälde anstatt der realen Person altert und sich jede Lebenserfahrung in dem Bildnis manifestiert, wird das Bild auch noch von Würmern zerfressen und gibt röchelnde Geräusche von sich, was dem Film einen überflüssigen und unglaubwürdigen Splatter-Trash-Touch verleiht.

“Ich bin Gott”, versucht der narzisstische Egomane Dorian sich selbst und auch das Publikum zu überzeugen, scheitert dabei jedoch kläglich. Während Colin Firth in seiner Rolle als britischer Dandy brilliert, punktet Barnes zwar als naiver Jungspund, doch den selbstverliebten Egozentriker, der ohne Rücksicht auf Verluste nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist, nimmt man ihm nicht ganz ab. In der Rolle des kaltblütigen Killers, der sein Opfer zerstückelt und dann eigenhändig entsorgt, wirkt er zu zerbrechlich. Auch mit blutverschmiertem Gesicht sieht er noch viel zu unschuldig aus.

Die Entscheidung gegen die Liebe und ein gemeinsames Leben mit Sybil (Rachel Hurd-Wood) und für ein Leben voller Dekadenz und Kurzlebigkeit ist der Anfang eines unerfüllten und schließlich einsamen Lebens. Als Dorian endlich begreift “Glück und Lust sind zweierlei”, tritt – relativ spät im Film – Wottons selbstbewusste Tochter Emily (Rebecca Hall) in sein Leben, wobei das Original um eine herzerwärmende Liebesbeziehung zumindest kurzfristig bereichert wird – ein dramatisches Ende scheint jedoch unumgänglich.

Hauptthema des zweistündigen Films, die Sehnsucht nach ewiger Jugend und unvergänglicher Schönheit, ist zwar in Zeiten des regelrechten Booms von Schönheits- und Verjüngungsoperationen höchst brisant, wird jedoch in der Neuverfilmung von einem Overload an Gruselelementen geprägt. Weniger wäre mehr gewesen.

http://www.doriangray-derfilm.de/

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