Wir werden immer öfter zum Ziel von Gewalt, sei es durch durch Überfälle oder Raub, sagte Reinhard Dörflinger, Präsident von Ärzte ohne Grenzen (MSF) Österreich am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz. Seit Mai wurden bereits zwölf Vertreter von Nichtregiergungsorganisationen (NGOs) getötet, mehr als in den beiden vorangegangenen Jahren zusammen.
40 solcher Übergriffe waren Teams von Ärzte ohne Grenzen bereits heuer ausgesetzt. Darum würde es immer schwieriger, oft sogar unmöglich, Hilfe direkt vor Ort zu leisten, erklärte Dörflinger. Der Norden des Landes sei für die Hilfskräfte überhaupt unzugänglich. Die Situation ist katastrophal, sagte Anita Sackl gegenüber der APA. Sackl ist bei Ärzte ohne Grenzen zuständig für Evaluierung und war seit 2004 vier Mal in Darfur, zuletzt im September. Vor allem die vor Ort tätigen Community Health Workers würden berichten, dass Kinder und Mütter immer schlechter medizinisch ausreichend versorgt werden könnten.
Seit 2003 befinden sich laut MSF zwei Millionen Menschen im Krisengebiet auf der Flucht. Viele von ihnen lebten in riesigen Lagern, wobei eines bis zu 100.000 Menschen fasst. Diese Lager würden immer mehr zu Gefängnissen unter offenen Himmel: Wenn Frauen ihre Notunterkünfte verlassen, um Brennholz und Wasser zu suchen oder die Felder zu bestellen, riskieren sie Überfall, Vergewaltigung und Tod, sagte Dörflinger. Männer hätten Angst, von Anhängern der Konfliktparteien angegriffen zu werden.
In der westsudanesischen Provinz wüten seit 2003 regimetreue arabische Reitermilizen (Janjaweed) gegen die örtliche Bevölkerung und haben eine Flüchtlingswelle enormen Ausmaßes ausgelöst. Das Land ist derzeit eines von 25 Einsatzgebieten von Ärzte ohne Grenzen. Darfur, Kolumbien, die Demokratische Republik Kongo und Uganda sind gemeinsam für mehr als einem Drittel der rund 33 Millionen Flüchtlinge weltweit verantwortlich und zählen derzeit zu den Haupteinsatzgebieten von Ärzte ohne Grenzen.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen stellte bei der Pressekonferenz am Montag auch ihre neue Werbekampagne Wir schweigen nicht vor. Der Kampagne ihre Stimme leihen dabei prominente Spender wie Mobilkom Austria-Chef Boris Nemsic, die beiden FM 4-Moderatoren Dirk Stermann und Christoph Grissemann sowie die Sängerin Sandra Pires. Außerdem veranstaltet die Hilfsorganisation vom 8. Dezember bis 25. Februar gemeinsam mit dem ZOOM Kindermuseum die Ausstellung Leben auf der Flucht. Sie soll zeigen, wie Alltagsleben in einem Flüchtlingslager funktioniert.