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Daheim kocht der Ehemann

Dornbirn - Ihre große Leidenschaft ist Kochen nicht gerade. Trotzdem hat es Andrea Walther zum Beruf gemacht. Als Hauswirtschaftslehrerin versucht sie, Schülern den Wert einer gesunden Ernährung schmackhaft zu machen.

Und: „Sie lassen sich sehr wohl überzeugen“, weiß Andrea Walther aus mittlerweile 19 Jahren Erfahrung. Bewusstsein schaffen durch selber tun scheint immer noch der beste Weg.

In der Schulküche der Hauptschule Dornbirn-Markt wird munter aufgekocht. Es gibt einen Wintersalat, Piata mit köstlicher Gemüse-Fleisch-Füllung und ein Dessert. Die Mädchen und Buben der Integrationsklasse sind ebenso eifrig wie ernsthaft bei der Sache. Andrea Walther, die die Klasse gemeinsam mit ihrer Kollegin Margot Schreiber betreut, hält sich nicht lange mit Theoretischem auf. Sie investiert lieber in die Praxis. Auch, weil die Schüler viel Zeit brauchen, um die Rezepte umzusetzen. „Die will ich ihnen geben“, sagt Walther. Bei ihr zu Hause war Kochen ein wichtiger Teil des Alltagslebens. „Meine Mutter legte viel Wert darauf“, erinnert sich die 43-Jährige. Vor allem aber durften die Töchter mithelfen. Das vermisst Andrea Walther bei der heutigen Jugend. „Man kocht nicht mehr mit den Kindern“, musste sie feststellen, als sie nach der Babypause in ihren Beruf zurückkehrte. „Schade“, befindet die zweifache Mutter, denn übers Kochen bringe man auch Menschen zusammen.

Andrea Walther tut es immer wieder. Vor Ostern etwa hat sie mit Kindern und Eltern gemeinsam Hefezöpfe gebacken. Dafür kamen alle sogar am Samstag freiwillig in die Schule. Auch dort, meint sie, werde dem Kochunterricht nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit zuteil. Früher gab es vier Wochenstunden. Heute sind es an vielen Schulen nur noch zwei, wobei nach einem halben Jahr der Wechsel zum Werkunterricht erfolgt. „Haushalt und Ernährung wird als Unterrichtsfach auch nicht suppliert, wenn es einmal ausfällt“, fügt Andrea Walther noch an. Dabei hätte, sinniert sie, das Fach in einer Zeit, in der ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel ein großes Problem darstellen, noch mehr Berechtigung.

Dafür legt sie sich mit ihren zwei Kolleginnen ins Zeug. Wertigkeiten, die ihr wichtig erscheinen, gibt sie an die Schüler weiter. Sie kocht mit ihnen im Jahresrhythmus, kauft mit ihnen nach Möglichkeit heimische Produkte und animiert sie über die Note, ihr Wissen auch zu Hause umzusetzen. Erfolgreich, wie die Zensuren zeigen, die zwischen 1 und 3 liegen. Am eigenen Herd ist allerdings ihr Mann der Chef. „Er zelebriert das Kochen“, verrät Andrea Walther. Während sie auf Rezepte steht, die „gut, gesund und schnell gemacht sind“. Und wie von Muttern gelernt, dürfen auch die eigenen Töchter als kleine Küchenfeen schon die Kochlöffel schwingen.

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