D: Zwischenfall auf Ausflugschiff
Im Verlauf des Konflikts sollen am Dienstag mehrere Schüsse gefallen sein.
Das deutsche Auswärtige Amt und die zuständigen Innenbehörden seien um die rasche Klärung des Sachverhaltes im Geist der gut nachbarschaftlichen deutsch-polnischen Beziehungen bemüht, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am Donnerstag. Ein Vertreter der polnischen Botschaft betonte, die deutsch-polnischen Beziehungen seien durch den Vorfall auf keinen Fall belastet.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags, Ruprecht Polenz, warnte in der Internetausgabe Spiegel Online davor, den Zwischenfall zu einem politischen Thema zu machen. Er habe bereits mit seinem polnischen Amtskollegen über den Zwischenfall geredet. Beide seien einig, dass es eine polizeiliche, aber keine politische Angelegenheit sei.
Am Dienstag hatten drei polnische Zöllner in Zivil kurz vor der Ankunft des mit 45 Passagieren besetzten Schiffes in Swinemünde (Swinoujscie) angekündigt, Ware konfiszieren zu wollen. Sie sei nicht versteuert gewesen. Daraufhin drehte die Adler Dania der Insel- und Halligreederei Sven Paulsen ab und fuhr mit den Beamten an Bord nach Deutschland zurück.
Da die Zöllner und auch Passagiere hätten aussteigen wollen, könne man eventuell von einem Mini-Kidnapping sprechen, sagte der Konsul für Rechtsfragen bei der polnischen Botschaft in Berlin, Marek Wieruszewski. Der Kapitän des Schiffes, Heinz Arendt, sagte, es seien drei bis vier Warnschüsse aus einer Handfeuerwaffe von einem polnischen Grenzschutzboot abgegeben worden, das etwa zehn Meter neben dem Schiff gefahren sei. Wieruszewski bestätigte nur einen Leuchtkugel-Warnschuss.
Die Reederei verteidigte das Vorgehen des Kapitäns der Adler Dania. Betriebsleiter Alwin Müller sagte in Heringsdorf: Der Kapitän hat vollkommen richtig gehandelt. Er hat abgedreht, weil er Ladung, Passagiere und Besatzung schützen musste. Die polnischen Zöllner hätten schon zwei Mal Zigaretten von Bord transportiert. Im Juni 2004 und vor zwei Wochen seien insgesamt 560.000 Zigaretten konfisziert worden. Bis heute lägen keine Information vor, wo sich diese befänden und auf welcher Grundlage sie vom Schiff geholt worden seien. Man habe befürchtet, dass ohne jegliches rechtsstaatliche Verfahren erneut der gesamte Spirituosenbestand ausgeräumt werden sollte.
Die Zöllner konnten sich laut Müller nicht ausreichend ausweisen. Sie konnten weder einen Durchsuchungsbescheid vorweisen, noch gab es einen Dolmetscher, sagte er. Der Kapitän habe dann die Regeln einer internationalen Sicherheitsvorschrift zur Verhinderung von Anschlägen auf Schiffen und Hafenanlagen befolgt und abgedreht. Außerdem habe er eine Auslaufgenehmigung vom polnischen Hafenamt erhalten. Die Reederei kündigte an, am Freitag den Schiffsverkehr nach Polen wieder aufnehmen zu wollen, der am Mittwoch eingestellt worden war. Wir geben nicht klein bei. Wir sind ja nicht im Kriegszustand, sagte Müller. (Schluss) vos