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D: Warnstreiks bei Volkswagen

Nachdem die Tarifgespräche in der Nacht abermals ohne Fortschritte vertagt wurden, rief die IG zu befristeten Arbeitsniederlegungen auf. Bereits um Mitternacht legten tausende VW-Arbeiter die Arbeit nieder.

In der kommenden Woche soll der Druck auf das VW- Management mit weiteren Aktionen noch erhöht werden.

Am Montag, wenn die Verhandlungen für die rund 103.000 Beschäftigten in den sechs westdeutschen Werken in sechster Runde fortgesetzt werden, wollen mehrere tausend Beschäftigte die Arbeit unterbrechen. Im VW-Werk Braunschweig ruht die Produktion von 5.00 Uhr an, auch in Salzgitter gibt es Kundgebungen und Warnstreiks. Ob es auch an anderen Standorten Protestaktionen gibt, stand zunächst noch nicht fest. Nach der Vertagung der Tarifgespräche hatten sich in der Nacht zum Freitag rund 4.000 Beschäftigte in Hannover, Kassel und Braunschweig an ersten befristeten Arbeitsniederlegungen beteiligt.

Die IG Metall fordert vor allem eine Arbeitsplatzgarantie in einem Tarifvertrag und eine Lohnerhöhung von zwei Prozent. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft vier Prozent mehr Geld verlangt. IG Metall- Verhandlungsführer Hartmut Meine hatte zudem bereits eine weitere Kompromissbereitschaft beim Thema Lohnerhöhung angedeutet. VW dagegen sieht keinen Spielraum für Einkommenserhöhungen und fordert eine zweijährige Nullrunde. Meine kritisierte zudem die weitergehende Absicht von VW, die Einkommen der Beschäftigten für mehrere Jahre einzufrieren. Dies sei faktisch eine mehrjährige Nullrunde.

Volkswagen will massive Kostensenkungen in den westdeutschen Werken durchsetzen. Die Arbeitskosten sollen bis 2011 um rund 2 Mrd. Euro oder 30 Prozent gesenkt werden. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder betonte am Freitag in Peking, an der Forderung nach einer Nullrunde werde festgehalten. „Es kann in niemandes Interesse sein, dass es tatsächlich zum Streik kommt“, sagte der VW- Chef. „Auf der anderen Seite muss jetzt einfach der Einstieg in die Kostenreduzierung stattfinden.“

VW dürfe nicht in eine Situation kommen, in der Standorte geschlossen und Personal abgebaut werden müssten. Zur Forderung nach Arbeitsplatzgarantien sagte der VW-Chef, die Kosten in Deutschland müssten mit anderen Standorten wettbewerbsfähig sein: „Die Beschäftigung als solche können nur die Kunden garantieren, in dem sie unsere Autos kaufen.“

IG Metall-Landeschef Meine kritisierte, VW sei der Gewerkschaft bisher nicht entgegengekommen und habe damit die letzte Chance zur Einigung innerhalb der Friedenspflicht vergeben.

Nachdem die Friedenspflicht in der Nacht zum Freitag um Mitternacht auslief, gab es erste Warnstreiks unter anderem im VW- Werk Hannover. Dort beteiligte sich die gesamte Nachtschicht mit 1.500 Beschäftigten an der Aktion. Der Betriebsratschef von Volkswagen in Hannover, Günter Lenz, sagte: „Es muss mehr Druck geben, damit die Herrschaften wissen, was die Stunde geschlagen hat.“ Lenz, der auch Aufsichtsratsmitglied bei VW ist, kündigte an, er werde bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 12. November keinen Planungen zustimmen, die die deutschen Standorte „aushöhlten“.

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