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D: Vorentscheidung für Merkel gefallen

Als sich der CDU-Sieg in NRW in den ersten Hochrechnungen verfestigte, stimmte Angela Merkel die CDU-Anhänger schon auf den Bundestagswahlkampf ein - jetzt kommt er schneller als sie dachte.

Dass sie bei der Neuwahl im Herbst selbst gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder antritt, ist nach diesem Abend nur noch Formsache. Die Kandidatenfrage werde sehr schnell geklärt sein, versicherte ihr Generalsekretär Volker Kauder: „Die Botschaft des heutigen Tages ist: Mit Angela Merkel gewinnt die Union Wahlen!“

Bereits am (morgigen) Montag soll die K-Frage geklärt werden. Es wird erwartet, dass der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber den Weg für Merkel frei macht. Damit würde sich erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik eine Frau um den Einzug ins Kanzleramt bewerben.

Dass Nordrhein-Westfalen ein Erfolg würde, stand für die Gäste in der Berliner CDU-Zentrale von vorneherein fest. Mit Kölsch, Pils und Wein prostete man sich schon vor den ersten Hochrechnungen zu und wartete fröhlich auf die Bestätigung. „Die Prognosen sind doch super“, hieß es, „das kann gar nicht mehr kippen.“ Nach der ersten Prognose um 18.00 Uhr brandete der Jubel bis in die oberen Stockwerke, wo Parteichefin Merkel von der Balustrade auf das feiernde Volk spähte.

Locker und gelöst wie selten trat sie vor die Kameras, gratulierte Jürgen Rüttgers zum „sensationellen Ergebnis“. Nach diesem „historischen Sieg“ mit Abwahl der letzten rot-grünen Landesregierung würden CDU und CSU alles daran setzen, auch die Bundesregierung abzulösen, rief sie unter tosendem Applaus und „Angie, Angie“- Sprechchören. „Wir werden dafür arbeiten, dass das im September 2006 möglich wird.“

Das Thema der nächsten Tage werde „das rot-grüne Chaos“ sein, sagte Kauder voraus. „Ich kann mir vorstellen, dass dort Feuer unterm Dach ist.“ Kurz darauf platzte die Bombe von SPD-Chef Franz Müntefering und erwischte die CDU kalt. Das hatte offensichtlich keiner geahnt, Kauder musste sich erst unterrichten lassen, was wer genau gesagt hatte, und dann ein aufgezeichnetes Fernsehstatement im Lichte der neuen Lage neu abgeben.

Über Neuwahlen müsse die Regierungskoalition entscheiden, erklärte er. Nach der Verfassungslage müsse der Kanzler die Vertrauensfrage stellen und verlieren. Wenn die Koalition den Weg frei mache, „sind wir natürlich darauf vorbereitet“, versicherte er. „Wir sind gerüstet!“ Wäre nur noch zu klären, wer gegen den amtierenden Kanzler antritt. Die berühmte K-Frage, „die ist schnell geklärt, das sag’ ich Ihnen“, sagte Kauder. „Da müssen Sie sich nicht mehr überraschen lassen.“ Der Tag habe gezeigt, dass die Union mit Merkel Wahlen gewinne, bekräftigt er. „Wenn’s sein muss, fangen wir morgen an.“

CSU-Chef Edmund Stoiber ließ sich mit einem Verzicht auf eine zweite Kandidatur noch bitten. Die Schwesterparteien würden die Frage „bald klären“, versprach er, „in großer Harmonie und Übereinstimmung“.

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