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D: "Star-Arbeitsloser" hat Traumjob

Deutschlands berühmter "Star-Arbeitslose" Henrico Frank hatte sich nicht rasiert, ehe er am Donnerstag in der Früh seinen ersten Arbeitstag in Frankfurt am Main antrat.

Der berühmt gewordene Ratschlag von SPD-Chef Kurt Beck „Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job“ ist damit zumindest teilweise widerlegt. Aber gelohnt hat sich die Begegnung des damals Arbeitslosen mit dem Politiker trotzdem: „Sonst würde ich im Endeffekt nicht hier sitzen“, sagte der 38-Jährige an seinem neuen Arbeitsplatz beim Satelliten-Fernsehsender iMusic TV. Ab 1. Februar hätte Frank eine Kürzung seiner Hartz-IV-Bezüge (345 Euro) um 30 Prozent hinnehmen – also nur noch mit 241,50 Euro im Monat auskommen müssen. Das hatte die Stadt Wiesbaden angeordnet, weil er die vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Beck vermittelten acht Stellenangebote abgelehnt hatte. Jetzt verdient der gelernte Baufacharbeiter als Hilfsredakteur eine vierstellige Summe. Genauer wollte der Musiksender diese nicht nennen, erklärte aber, das in „Bild“-Zeitung genannte Gehalt von 1.600 Euro sei zu hoch. Laut Arbeitsvertrag hat der Anfänger eine Probezeit von sechs Monaten. Der erste Eindruck sei positiv und gut, sagte der stellvertretende Chef Senders, Marco Quirini, über seinen neuen Mitarbeiter.

Als Arbeitsloser sei er zwischen 06.00 und 07.00 Uhr morgens aufgestanden, sagte Frank. „Dann hab’ ich den ganzen Tag vor der Verblödungsröhre gesessen.“ Am Donnerstag erschien er gegen 09.00 Uhr an seinem Arbeitsplatz. Feste Arbeitszeiten hat er dort aber nicht. Er soll in Konzerte und Clubs gehen und sich über die Punkrock-Szene informieren.

Die Leute beim Sender hatten auf einem Foto den Punkfan in Henrico Frank erkannt und waren so auf die Idee gekommen, ihn als Mitarbeiter anzuwerben. „Bei Punkrock-Videos ging ihm das Herz auf“, sagte Quirini. Bei seiner ersten Redaktionssitzung konnte Frank schon mitreden. Beim Anschauen des Videos der Band Blind Guardian widersprach er Quirini: „Das sind keine Newcomer.“ Der Chef freute sich: „Ja siehste, gut, dass wir Dich haben!“

Frank erschien am Donnerstag in Punkerboots, dunkelgrauer Hose und schwarzem T-Shirt mit der Aufschrift „fight for your right“ im Nacken. Er hatte Bartstoppeln von einem Zentimeter Länge und noch relativ kurze Kopfhaare. Nachdem die Begegnung mit Beck auf dem Wiesbadener Weihnachtsmarkt in den Medien Wellen geschlagen hatte, war Frank im Dezember zum Friseur gegangen.

Der gebürtige Thüringer hatte 1999 mit einer freikirchlichen Gruppe Wiesbaden besucht und sich dort in eine Frau verliebt. Zunächst lebte er dann in Taunusstein und arbeitete unter anderem durch Vermittlung von Zeitarbeitsfirmen. Dann habe er sich die Schulter bei einem Unfall „zermatscht“. Auch wegen eines Bandscheibenvorfalls könne er nicht mehr auf dem Bau arbeiten. Zu Äußerungen seiner Mutter, dass er ein Alkoholproblem habe, sagte er: „Problem würd’ ich das nicht nennen. Sonst würd’ ich nicht nüchtern hier sitzen.“

Papiere über seinen beruflichen Werdegang musste Frank bei iMusic TV nicht vorlegen. Produktionsleiter Michael Groebert wunderte sich, als der Sender das Wiesbadener Arbeitsamt informierte. „Ich hab’ echt gestaunt, dass bei dem Medienhype der Sachbearbeiter den Henrico nicht kennt.“ Frank selbst sagte: „Der Medienhype ging mir auf den Sack.“ Kamerateams und Journalisten begleiteten ihn auch an seinem ersten Arbeitstag. Als er Frühstückspause machte, wies ein Kollege Franks die Fotografen auf ein Motiv hin: „Da kauft er sich sein erstes selbst verdientes Brötchen.“

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