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D: Stahl-Tarifverhandlungen abgebrochen

Die Tarifverhandlungen für die rund 85.000 Beschäftigten der westdeutschen Stahlindustrie sind in der Nacht auf Mittwoch ergebnislos abgebrochen worden. Bei der Gewerkschaft IG Metall stehen die Zeichen nun auf Streik.

„Die Arbeitgeber sind dabei, einen Großkonflikt zu initiieren“, sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Detlef Wetzel.

Die Arbeitgeber hätten auch in der fünften Verhandlungsrunde kein faires Angebot vorgelegt, erklärte Wetzel nach den gut fünfstündigen Gesprächen. Das zuletzt leicht verbesserte Angebot der Gegenseite sei keine Grundlage für ein Tarifergebnis. Die Arbeitgeber hatten ihr ursprüngliches Angebot aufgestockt. Nach Angaben ihres Delegationsmitglieds Volker Becher boten sie zuletzt 2,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt über eine Laufzeit von 19 Monaten sowie eine Einmalzahlung von 800 Euro. Zunächst hatten sie Einkommensverbesserungen von 1,9 Prozent sowie einmalig 500 Euro vorgeschlagen.

„Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was wir vertreten können“, sagte der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands Stahl, Helmut Koch. Das Angebot der Arbeitgeber liege oberhalb der Inflationsrate. Derzeit gehe es dem Stahl noch gut. Die Branche sei jedoch eine „zyklische Industrie“, meinte Koch.

Laut Becher bedeutet das neue Angebot durchgerechnet eine Tariferhöhung von knapp vier Prozent. Damit liege man gar nicht so weit von der Maximalforderung der IG Metall entfernt. Dem hielt Wetzel entgegen: „Das Angebot bedeutet faktisch nur einen Inflationsausgleich.“ Die Gewerkschaft fordert 6,5 Prozent mehr Geld und begründet dies mit der derzeit sehr guten Geschäftslage der Stahlunternehmen.

Nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers soll der Großen Tarifkommission am Mittwoch das Scheitern der Verhandlungen erklärt und die Einleitung von Urabstimmungen vorgeschlagen werden. Laut Wetzel wird der Vorstand der IG Metall am kommenden Dienstag (10.5.) darüber beschließen.

Zuletzt hatte es in der westdeutschen Stahlindustrie 1978 einen Streik gegeben. In den seit der zuvor letzten Verhandlungsrunde vergangenen eineinhalb Wochen hatte sich bereits rund die Hälfte der Stahlbeschäftigten in den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie in Bremen an Warnstreiks beteiligt.

Die deutschen Stahlwerke sind angesichts eines seit gut eineinhalb Jahren anhaltenden Booms derzeit noch voll ausgelastet. Durch den zunehmenden Lageraufbau der Kunden und durch gestiegene Stahlimporte in die EU sind die Preise jüngst aber leicht unter Druck geraten. Führende Stahlhersteller wie ThyssenKrupp oder Salzgitter haben deshalb mit Produktionskürzungen auf den Mengendruck reagiert. Ein Ende des Stahlbooms ist nach Einschätzung des deutschen Stahlverbands aber nicht in Sicht.

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