Von der geplanten Reichensteuer der SPD wären derzeit ungefähr 60.000 Spitzenverdiener in Deutschland betroffen. Zu dieser Prognose kommt der Experte Axel Klein-Klute vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden nach Hochrechnungen der ersten Ergebnisse der Einkommensteuerverteilung für das Jahr 2001.
Laut der am Dienstag vorgelegten Statistik fanden sich 2001 unter den 28,8 Millionen Steuerpflichtigen in Deutschland 36.430 Topverdiener mit Gesamteinkünften von mehr als einer halben Million Euro. Unter ihnen waren 12.400 Euromillionäre, ihre durchschnittlichen Einkünfte lagen bei 2,7 Mio. Euro. Zusammen veranlagte Ehegatten werden von den Statistikern als ein Steuerpflichtiger gezählt.
Nach Angaben der Wiesbadener Statistiker fielen im Jahr 2001 rund 24.100 Alleinstehende und 30.900 Ehepaare in die für die Reichensteuer relevante Einkommensgruppe. Bei Betrachtung der Steigerungswerte in den vergangenen Jahren wären es 2005 wahrscheinlich insgesamt 60.000 Paare und Singles, sagte Klein-Klute. Trostpflaster für die Betroffenen: In der Zwischenzeit verringerten sich die generellen Steuersätze. In diesem Jahr liegt der Eingangssteuersatz bei 15 Prozent, die Höchststeuerrate bei 42 Prozent. 2001 wurden Einkünfte mit mindestens 19,9 Prozent und maximal 48,5 Prozent besteuert.
Die Pläne der Sozialdemokraten für eine Reichensteuer sehen vor, dass Alleinstehende mit einem Jahreseinkommen über 250.000 Euro das über diese Grenze hinausgehende Einkommen mit zusätzlich drei Prozent versteuern müssen. Bei Ehepaaren soll dieser Aufschlag auf den aktuellen Spitzensteuersatz von 42 Prozent erst ab Einkünften von mehr als 500.000 Euro erhoben werden. Die SPD rechnet mit Mehreinnahmen von rund 1,7 Mrd. Euro.
Der Durchschnittsteuersatz lag vor vier Jahren bei 21,6 Prozent. Bei einem Einkommen von 250.000 Euro bis 500.000 Euro gingen im Durchschnitt 41,1 Prozent Steuern an den Staat. In der Gruppe von 500.000 Euro bis zu einer Million Euro mussten 43 Prozent abgeführt werden. Höheres Einkommen bedeutet aber nicht zwangsläufig noch höhere Steuer: Die Euromillionäre zahlten im Durchschnitt 1,1 Mio. Euro Einkommensteuer, was einem Satz von 42,9 Prozent entsprach. Auslöser dieses Effektes sei der vom Gesetzgeber erlaubte steuerliche Gestaltungsspielraum, erklärte Klein-Klute. So könnten ausländische Verluste mit inländischen Einkünften verrechnet werden, was die Steuerlast drücke.
Das durchschnittliche Einkommen vor Steuern lag 2001 bei 33.450 Euro und damit 4,8 Prozent höher als 1998. Mehr als 20 Millionen Steuerpflichtige oder 70 Prozent hatten Einkünfte unter 37.500 Euro (1998: 73 Prozent). Auf diese Steuerpflichtigen entfielen 37 Prozent der Einkünfte (1998: 41 Prozent) und 19 Prozent der Lohn- und Einkommenssteuer (1998: 24 Prozent). Rund 6,2 Millionen der Niedrigverdiener mussten so gut wie keine Steuer zahlen, weil ihre Gesamteinkünfte unter 10.000 Euro blieben. Die 30 Prozent der Steuerpflichtigen mit einem Verdienst über 37.500 Euro hatten einen Anteil an den Gesamteinkünften von 63 Prozent (1998: 59 Prozent) und an der Lohn- und Einkommenssteuer von 81 Prozent (1998: 76 Prozent).
Insgesamt erzielten die deutschen Steuerzahler nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2001 Einkünfte von 965 Mrd. Euro. Das bedeutete gegenüber 1998, dem Jahr der letzten Erhebung, eine Steigerung um 6,9 Prozent. An die Finanzbehörden flossen davon insgesamt 176,7 Mrd. Euro an Lohn- und Einkommenssteuer. Die Einkommenssteuerstatistik wird alle drei Jahre erhoben.