D: Noch mehr "Gammelfleisch" bei den Nachbarn
Bis Mitte der Woche erhoffe sich das nordrhein-westfälische Verbraucherschutzministerium genaue Erkenntnisse, sagte Ministeriumssprecher Markus Fliege am Samstag der dpa in Düsseldorf. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hätten seit Jahresbeginn mindestens 50 Tonnen überlagertes Fleisch das Gelsenkirchener Kühlhaus verlassen.
In dem Kühlhaus einer Firma in Gelsenkirchen wurden 60 Tonnen Roastbeef und Putenhackfleisch sicher gestellt, dessen Haltbarkeitsdatum lange abgelaufen war, teilte die Stadt mit. Die tiefgekühlte Ware sei mit falschen Daten neu ausgezeichnet worden. Große Teile des Fleischs sollen bereits in den Handel gelangt sein. Lieferungen seien nach Hamburg und in den Spreewald gegangen.
Man muss davon ausgehen, dass Teile dieser Ware tatsächlich in den Verkauf gelangt und inzwischen auch längst verzehrt sind, sagte Martin Schulmann, Sprecher der Stadt. Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen die Ermittlungen aufgenommen. Nach Angaben des Düsseldorfer Verbraucherschutzministeriums ist das Fleisch nicht für den Verzehr geeignet. Es riecht faulig. Es berge aber auch keine gesundheitlichen Gefahren für Menschen. Den Verbrauchern riet der Sprecher, verdächtiges Fleisch dorthin zurückzubringen, wo sie es hergeholt haben.
Schon Ende Oktober hatten Fleischkontrolleure bei einer Routineuntersuchung in dem Kühlhaus drei Tonnen Roastbeef gefunden, dessen Haltbarkeitsdatum abgelaufen und kurzerhand um ein Jahr verlängert worden war. Bei Untersuchungen stießen die Kontrolleure dann auf weitere 57 Tonnen Fleisch, vor allem Putenhack mit Einfrierdatum 2002 und Anzeichen von Überlagerung und Gefrierbrand. Wir haben alles beschlagnahmt, was zu beschlagnahmen war, sagte Schulmann.
Der verbraucherschutzpolitische Sprecher der Grünen im nordrhein- westfälischen Landtag, Johannes Remmel, forderte die Behörden auf, die Namen der Firmen und der Zulieferer zu nennen. Das Wichtigste ist, dass die Verbraucher informiert werden, sagte er. Zudem hätte der Fall früher die Öffentlichkeit erreichen müssen, kritisierte er.
Erst vor wenigen Tagen ist in Niedersachsen ein Fleischbetrieb geschlossen worden. Das Unternehmen in Lindern bei Cloppenburg steht unter dem Verdacht, verdorbenes Geflügelfleisch in den Handel gebracht zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges und Verstoßes gegen das Lebensmittelrecht.