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D: Kontakt mit Entführern hergestellt

Die deutsche Bundesregierung hat ersten Kontakt zu den Entführern der beiden Deutschen im Irak: "Die Kontaktaufnahme seitens der Entführer hat stattgefunden", so Außenminister Steinmeier.

Drei Tage nach ihrer Entführung gibt es von den im Irak verschleppten beiden Deutschen ein erstes Lebenszeichen. Der arabische Nachrichtensender Al Jazeera strahlte am Freitag ein Band aus, in dem die beiden Ingenieure zusammen mit vier bewaffneten und vermummten Männern zu sehen sind. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Entführung der beiden Deutschen im Irak aufs Schärfste verurteilt und ihre sofortige Freilassung gefordert. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte, die deutsche Regierung hat ersten Kontakt zu den Entführern aufgenommen.

Laut Al Jazeera wurde dem Sender das Band von einer Gruppe zugespielt, die sich Brigade der Ansar el Tahwid wal Sunna (Anhänger der göttlichen Einmaligkeit und der Sunna) nennt. Zu der Gruppe der Entführer machte das Auswärtige Amt in Berlin ebenso keine Angaben wie zu etwaigen Forderungen. Im Oktober waren in Düsseldorf vier Tahwid-Mitglieder wegen geplanter Anschläge in Düsseldorf und Berlin zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Einige von ihnen sollen nach Aussagen aus dem Prozess enge Kontakte zum Chef der Extremistenorganisation Al-Kaida im Irak, Abu Mussab al-Zarqawi, gehabt haben.

Auf dem Band ist wegen des arabischen Nachrichtentextes nicht zu hören, was die Entführten sagen. Die Aufnahme trägt das Datum von Dienstag, dem Tag der Entführung. Nach Angaben des ZDF appellieren die beiden aus der Region Leipzig stammenden Männer an die Bundesregierung, alles für ihre Freilassung zu unternehmen. Die Deutschen nennen nach diesen Informationen ihre Namen und auch den ihres sächsischen Unternehmens Cryotec. Die beiden aus Leipzig und Umgebung stammenden Thomas N. und Rene B. waren am Dienstag in der Industrieregion um Beidji entführt worden, die als eine der gefährlichsten Regionen im Irak gilt.

Merkel forderte die unverzügliche Freilassung der beiden Deutschen und sagte, die Regierung werde alle Anstrengungen unternehmen, „unsere Landsleute sicher, unversehrt und gesund nach Hause zu bringen“. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen, Kollegen und Freunden der Verschleppten. „Diese Bilder haben mich und die Menschen in Deutschland tief bewegt.“

„Die Kontaktaufnahme seitens der Entführer hat stattgefunden“, sagte Außenminister Steinmeier am Freitag dem Fernsehsender RTL. Zu der Gruppe könne die Regierung „im Einzelnen nichts sagen“, fügte er hinzu. Steinmeier sprach von erschütternden Bildern und verlangte ebenfalls die sofortige Freilassung der Geiseln.

Unterdessen gingen am Freitag in Bagdad etwa 500 irakische und amerikanische Soldaten gegen Aufständische vor. Mindestens 58 Verdächtige wurden festgenommen, wie Polizeimajor Falah Al Mohammedawi mitteilte. Die Razzia stand im Zusammenhang mit einer Serie von Anschlägen in der irakischen Hauptstadt. Irakische Sondereinsatzkräfte durchsuchten gemeinsam mit US-Soldaten Häuser in mehreren südwestlichen Stadtvierteln, kontrollierten Fahrzeuge und Passanten. Die Operation richte sich gegen Schlupfwinkel der Terroristen und deren Helfer, sagte Mohammedawi. Die Polizei habe von Festgenommenen Hinweise erhalten, dass sie aus diesem Gebiet unterstützt worden seien.

Rund 20 Kilometer südlich von Bagdad explodierte eine Bombe am Straßenrand. Die Attentäter verfehlten eine US-Patrouille, töteten aber zwei irakische Zivilpersonen, wie die irakischen Streitkräfte mitteilten. Zwei Menschen wurden verletzt.

Forderungen gestellt

Die Entführer der beiden deutschen Ingenieure im Irak stellen einem Zeitungsbericht zufolge ähnliche Forderungen wie die Geiselnehmer im Fall Osthoff. Wie der „Tagesspiegel“ (Samstag-Ausgabe) unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete, verlangen die Kidnapper, dass die deutsche Regierung den Kontakt zum Irak abbricht und die Hilfe für das Land einstellt.

Sicherheitsexperten stufen dem Bericht zufolge jedoch die Gefahr für das Leben der beiden entführten Sachsen deutlich höher ein als im Falle von Susanne Osthoff. Nach bisherigen Erkenntnissen stünden die Geiselnehmer möglicherweise der „Islamischen Armee im Irak“ nahe. Diese Gruppierung setze sich aus Gefolgsleuten des früheren irakischen Machthabers Saddam Hussein und aus Islamisten zusammen.

Mitglieder der „Islamischen Armee im Irak“ hatten im August 2004 den italienischen Journalisten Enzo Baldoni entführt und später ermordet. Die Gruppe entführte im August 2004 auch die beiden französischen Journalisten Christian Chesnot und Florence Aubenas. Vergeblich forderte sie von der französischen Regierung eine Aufhebung des Kopftuchverbots an Frankreichs öffentlichen Schulen. Beide Journalisten wurden im Dezember 2004 wieder freigelassen.

Die Archäologin Osthoff war Ende November 2005 als erste Deutsche im Irak verschleppt worden. Die Entführer hatten die Bundesregierung aufgefordert, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung einzustellen. Vor Weihnachten kam Osthoff frei.

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