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D: Johannes Rau ist gestorben

Der frühere deutsche Bundespräsident Johannes Rau ist tot. Nach Angaben seines Sprechers in Berlin starb er wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag. Er war seit einiger Zeit schwer erkrankt.

Mit Trauer und Anteilnahme ist am Freitag die Nachricht vom Tod des Altbundespräsidenten Johannes Rau aufgenommen worden. Politiker und Kirchenvertreter würdigten Rau als großen Staatsmann und überzeugten Christen. Rau starb am Freitag nach langer Krankheit im Alter von 75 Jahren in Berlin.

Der israelische Staatspräsident Moshe Katzav hat Raus Familie und dem deutschen Volk sein Beileid ausgedrückt. Präsident Rau sei ein großer Freund des jüdischen Volkes und des Staates Israel gewesen, erklärte Katzavs Sprecherin Hagit Cohen am Freitag.

Deutschlands Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) würdigte den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten als vorbildlichen Versöhner, der ein Mensch mit einem ungewöhnlichen Sensorium für menschliches Leid gewesen sei. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla zeigte sich tief betroffen. „Mit Johannes Rau ist ein aufrechter Demokrat von uns gegangen, dessen politischer Stil vorbildhaft war“, erklärte er und fügte hinzu, Rau habe immer wieder glaubwürdig vorgelebt, „dass unabhängig von parteipolitischen Erwägungen im Mittelpunkt jeder Politik der Mensch stehen muss“.

„Johannes Rau war ein großer Staatsmann, dem Deutschland sehr viel zu verdanken hat“, erklärten die Grünen-Fraktionschefs Renate Künast und Fritz Kuhn. Sein Lebensmotto Versöhnen statt Spalten habe er beispielhaft vorgelebt. Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Reinhard Bütikofer hoben hervor, Rau habe „die Sorgen und Nöte der Menschen ernst genommen“.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch nannte Rau einen Bürgerpräsidenten. „Sein christlich geprägtes Menschenbild war stets Leitschnur seines Handelns, so werden wir uns stets an ihn erinnern“, erklärte Koch. „Johannes Rau war eine überragende politische Persönlichkeit unseres Landes, er hat für Deutschland gelebt“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und fügte hinzu, „Rau konnte mit der Kraft des Wortes Brücken bauen“.

„Mit Johannes Rau hat die Demokratie in Deutschland eine beeindruckende, prägende Persönlichkeit verloren“, erklärte der CSU-Politiker Peter Ramsauer. Der bayerische Landtagspräsident Alois Glück würdigte Rau als Staatsmann von besonderem Rang, der maßgeblich zu einem positiven Deutschlandbild in der Welt beigetragen habe. „Die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel war ihm immer ein besonderes Anliegen“, betonte der CSU-Politiker Glück.

Tief bestürzt zeigte sich die Vizepräsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland hat einen großen Freund und verlässlichen Partner verloren“, erklärte sie.

Der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Dietrich Garlichs, nannte Rau einen „Brückenbauer über alle sozialen, kulturellen und politischen Gegensätze hinweg“. Er sei als Mensch und Politiker immer für die Rechte der ärmsten Kinder auf der Welt eingetreten. Kirchenpräsident Peter Steinacker würdige Rau als „große und eindrucksvolle evangelische Persönlichkeit der deutschen Politik“.

Dreitägige Trauerbeflaggung

In Nordrhein-Westfalen wehen wegen des Todes von Alt-Bundespräsident und Ex-Ministerpräsident Johannes Rau die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Halbmast. Das Innenministerium habe für die Zeit von Freitag bis Sonntag Trauerbeflaggung an allen Dienstgebäuden des Landes, der Gemeinden, Gemeindeverbände und der übrigen öffentlichen Körperschaften angeordnet, teilte das Ministerium mit. Rau war am Morgen zu Hause im Kreise seiner Familie im Alter von 75 Jahren gestorben. Er war von 1978 bis 1998 Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundeslandes.

Mit Trauer und Bestürzung hat die nordrhein-westfälische SPD-Spitze auf den Tod von Rau reagiert. Rau sei als Politiker eine Ausnahmeerscheinung gewesen und habe Menschen gewinnen können wie kein anderer, sagte der Landesvorsitzende Jochen Dieckmann am Freitag in Düsseldorf. „Die politische Kultur ist ein Stück ärmer geworden.“ In seiner Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen habe Rau das Land durch den schwierigen Strukturwandel begleitet, sagte Dieckmann: „Er hat dabei Haltepunkte gegeben, er hat Sicherheit vermittelt und Orientierung geschaffen.“

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