D: Häftling verlassen die Kräfte
Fast 20 Stunden nach seiner spektakulären Flucht auf das Dach eines Dresdner Gefängnisses ist der Peiniger der 14-jährigen Stephanie wieder in Polizeigewahrsam. Donnerstag früh gab der 36-Jährige auf und stellte sich einem Beamten des Sondereinsatzkommandos, wie die Polizei mitteilte. Der Angeklagte wurde mit einer Hebebühne zurück zum Boden gebracht. Der Prozess wurde am Donnerstag fortgesetzt.
Allerdings wird der angeklagte Mario M. im Haftkeller des Landgerichts Dresden von einem Amtsarzt auf seine Verhandlungsfähigkeit untersucht. Das werde zu einer weiteren Verzögerung führen, sagte der Vorsitzende Richter Tom Maciejewski Donnerstag vormittag. Die Untersuchung werde nicht vor 10.15 Uhr abgeschlossen sein. Erst dann werde entschieden, ob der 36-Jährige verhandlungsfähig ist.
Der Verteidiger des Angeklagten, Andreas Boine, erklärte, seine Aufgabe sei nicht leichter geworden. Er müsse darauf achten, dass sein Mandant am Leben bleibe, und sei froh, dass sich die Situation so gelöst habe. Dem Ende des Dramas waren lange Gespräche mit dem Angeklagten vorausgegangen.
Mario M. war am Mittwoch gegen 7.30 Uhr beim Hofgang im Dresdner Untersuchungsgefängnis die Fassade eines vierstöckigen Gebäudes hinaufgeklettert und hatte meist stehend auf dem Flachdach ausgeharrt. Eine Chance zu fliehen hatte er nicht. Der Mann ist angeklagt, die 14 Jahre alte Stephanie auf dem Weg zur Schule entführt und fast fünf Wochen lang in seiner Dresdner Wohnung gefangen gehalten und wiederholt vergewaltigt zu haben.
Stephanies Anwälte hatten wegen des jüngsten Zwischenfalls eine Zusage, dass das Mädchen als Zeugin aussagen wird, zurückgezogen. Bereits am ersten Prozesstag am Montag hatte der Angeklagte für Tumult im Gerichtssaal gesorgt und musste von mehreren Polizisten überwältigt werden.