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D: Haben Soldaten Toten geschändet?

Deutsche Soldaten sollen in Afghanistan einen Toten geschändet haben. Die "Bild"-Zeitung veröffentlichte am Mittwoch Fotos, die den Vorfall angeblich dokumentieren.

Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung will die Vorwürfe aufklären.

Fünf Aufnahmen sollen deutsche Soldaten der Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) in Tarnanzügen auf einer Patrouillenfahrt in der Umgebung der Hauptstadt Kabul zeigen. Dabei präsentieren sie mit zum Teil obszönen Gesten einen Totenschädel. Die Fotos seien nach Aussage eines Bundeswehr-Angehörigen bereits im Frühjahr 2003 entstanden, berichtete die „Bild“-Zeitung.

Jung sagte der Zeitung: „Es ist klar und unmissverständlich, dass ein derartiges Verhalten von deutschen Soldaten keinesfalls geduldet werden kann.“ Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, würden die „erforderlichen dienstrechtlichen, disziplinarrechtlichen und gegebenenfalls auch strafrechtlichen Konsequenzen mit allem Nachdruck gezogen“.

Das deutsche Verteidigungsministerium habe aber bisher noch keine Erkenntnisse über die angebliche Schändung eines Toten. Ob die betreffenden Soldaten noch dort seien oder bereits zurück in Deutschland, sei noch unklar, sagte ein Sprecher. „In der Bundeswehr wird aber mit Hochdruck ermittelt.“ Man habe erst durch die „Bild“-Zeitung von dem Vorfall erfahren und bisher keine Original-Fotos zur Verfügung.

Politiker von Union und SPD und der Bundeswehrverband äußerten sich bestürzt über den Vorfall. „Absolut abstoßend und Ekel erregend“ nannte der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, die Fotos. Dass es sich um Bundeswehrsoldaten handle, daran gebe es wohl keinen Zweifel. „Das muss ganz schnell aufgeklärt werden (…), solche Leute können wir in unserer Armee nicht brauchen“, sagte Gertz im ZDF-„Morgenmagazin“. Man müsse genau prüfen, wie „trotz guter Ausbildung und trotz guter Dienstaufsicht solche Entartungen und Entgleisungen“ vorkommen könnten.

Der Schädel könnte laut „Bild“ aus einem mutmaßlichen Massengrab in der Nähe von Kabul stammen. Unklar sei, ob es sich bei dem Totenschädel um die sterblichen Überreste eines Afghanen oder möglicherweise eines russischen Soldaten handle, der während der sowjetischen Besatzungszeit (1979-1989) gefallen sein könnte.

Der SPD-Obmann im Verteidigungsausschuss, Rainer Arnold, nannte den Vorfall inakzeptabel. „Schlechter Geschmack ist nicht strafbar, aber das verletzt das Ansehen der Bundeswehr in hohem Maß.“ Arnold rechnet mit disziplinarrechtlichen Schritten. Er gehe davon aus, dass es sich um Versäumnisse einzelner Soldaten, womöglich Fehler der örtlich Verantwortlichen handle.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz von der CDU, forderte ebenfalls eine schnelle und gründliche Aufklärung der Vorwürfe. Er sagte im RBB-Inforadio, dies sei auch im Interesse der Bundeswehr selbst, die in Afghanistan einen guten Ruf habe. „Wir müssen wissen, ob es sich dabei um Einzelfälle handelt, wovon zunächst einmal, denke ich, auszugehen ist, aber das muss aufgeklärt werden, damit der Ruf der Bundeswehr keinen Schaden leidet.“

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