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D: Geschäftsklima ist sehr gut

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist derzeit so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Ifo-Index sprang im Oktober auf 98,7 von 96 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag mitteilte.

Damit erreichte der Index den höchsten Stand seit Oktober 2000. „Die konjunkturelle Erholung scheint sich damit zu festigen“, erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Dabei bewerteten die rund 7.000 befragten Firmen ihre aktuellen Geschäfte und ihre Aussichten weit besser als im Vormonat. Nach Ansicht des Ifo-Instituts profitieren die Firmen zunehmend von einer stärkeren heimischen Nachfrage, die Exportaussichten hätten sich aber ebenfalls weiter verbessert. Zudem hätten auch die vom Ifo befragten Dienstleister ein besseres Geschäftsklima verzeichnet.

Analysten und Politiker werteten den völlig unerwarteten Ifo-Wert als Beleg der Konjunkturerholung. „Aber wir müssen noch abwarten, ob dies nachhaltig ist und in einen Aufschwung mündet“, mahnte Jörg Lüschow von der WestLB. CDU-Wirtschaftsexperte Ronald Pofalla sprach von einem Lichtblick, der zugleich Mahnung für die Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD sei: „Das Vertrauen der Wirtschaft in die Politik muss gefestigt werden.“ Auch BDI-Präsident Jürgen Thumann betonte die Verantwortung der Politik für mehr Investitionen und Arbeitsplätze.

An den Finanzmärkten reagierten die Anleihen mit Kursverlusten, der Euro legte zu. Solch starke Konjunkturdaten rückten die Möglichkeit einer schnelleren Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) in den Fokus, erläuterte Devisenstratege Bilal Hafeez von der Deutschen Bank. Analysten hatten nur eine minimale Verbesserung des Ifo-Index erwartet. Der Lage-Index legte auf 98,9 von revidiert 96,5 Punkten zu, der Erwartungsindex kletterte auf 98,5 von 95,5 Zählern. Der neue Ifo-Index für die Service-Branche legte auf 11 von 9,5 Zählern zu.

In der Industrie verbesserte sich dem Ifo-Institut zufolge sowohl die aktuelle Lage als auch die Zukunftseinschätzung. „Nochmals spürbar besser bewerteten die Industrieunternehmen ihre Exportchancen“, erklärte das Institut. Auch in den anderen Bereichen – Einzel- und Großhandel sowie Bau – bewerteten die Unternehmen sowohl ihre aktuellen Geschäfte als auch ihre Zukunft positiver. Da bisher besonders die Zurückhaltung der Verbraucher die Konjunktur bremste, machte die bessere Stimmung im Einzelhandel Ökonomen Hoffnung. Die bessere Lage in der Branche deute an, dass das Wachstum nicht nur etwas an Stärke, sondern an Breite gewinnt, schrieben die Analysten der Postbank.

Auch Ifo-Volkswirt Klaus Abberger betonte, dass die Wirtschaft nicht mehr nur am Tropf des Exports hänge. „Im Inland kommen die Ausrüstungsinvestitionen langsam in Bewegung“, sagte Abberger im Reuters-Interview. Zum Anstieg des Geschäftsklima habe auch die Beruhigung bei Ölpreis und Euro-Kurs beigetragen. Das teure Öl werde aber noch länger belasten. „Was den Konsum angeht, kann das noch ins nächste Jahr hineingehen.“

Nach Ansicht der meisten Analysten befindet sich die deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs, ohne aber auf einen kräftigen Aufschwung zuzusteuern. „Man ist ja mittlerweile vorsichtig geworden, das Wort ’Aufschwung’ in den Mund zu nehmen“, sagte Bernd Weidensteiner von der DZ Bank mit Blick auf das seit Jahren schwache Wachstum. Die führenden Forschungsinstitute erwarten wie die Regierung für 2006 nur ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent nach 0,8 Prozent im laufenden Jahr. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hält ein Wachstum von bis zu 1,5 Prozent für möglich.

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