Knapp die Hälfte der rund 500 Flugzeugführer soll der am Wochenende bekannt gewordenen Umfrage zufolge eine Personalvertretung befürworten. Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sprach von einer Schmutzkampagne der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Diese hatte in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass Hunold alles daran setzt, eine gewerkschaftlich orientierte Interessenvertretung in seinem Betrieb zu verhindern.
Die vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Wochenende veröffentlichte und von Air Berlin bestätigte Umfrage wurde in einem anonymen Internet-Forum erstellt. 46 Prozent der Piloten hätten sich beteiligt, von diesen hätten angeblich 94 Prozent für eine Personalvertretung gestimmt. Zudem gebe es einige Protestbriefe von Piloten, in denen diese über angeblich extrem hohe Arbeitsbelastung und schlechterer Bezahlung als in anderen Unternehmen klagten, berichtete der Spiegel.
Air Berlin wies die Vorwürfe zurück. Wir bezahlen unsere Piloten genau so gut wie vergleichbare Mitwerber. Die Arbeitszeit entspricht exakt den gesetzlichen Vorschriften von maximal 900 Flugstunden im Jahr, erklärte Hunold. An ihn habe sich noch keine Pilot mit Forderungen gewandt. Hunold verwies auf die dominierende Stellung der Vereinigung Cockpit bei Lufthansa, wo tarifvertraglich weniger Flugstunden im Jahr bei höheren Gehältern gelten. Air Berlin werde als lästige Konkurrenz gesehen.
Die Gewerkschaft war am Wochenende für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Air Berlin gilt als eine der kostengünstigsten Fluggesellschaften in Deutschland, die binnen eines Jahrzehnts mit Billigflügen zur Nummer zwei mit derzeit 14 Millionen Passagieren im Jahr expandierte. Ihr Erfolg wurde von Konkurrenten in Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften wiederholt als Druckmittel eingesetzt. Derzeit verhandelt auch Lufthansa mit der Vereinigung Cockpit über den Einsatz von Piloten mit niedrigeren Gehältern für Regionalflüge innerhalb Europas.