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D: Ex-VW-Betriebsratschef verhaftet

In der VW-Affäre ist der frühere Betriebsratschef Klaus Volkert verhaftet worden. Volkert war im Sommer 2005 wegen der Verstrickung in die Affäre um Korruption und Lustreisen auf Firmenkosten zurückgetreten.

Nach dpa-Informationen kündigte die Staatsanwaltschaft Braunschweig für Dienstagnachmittag eine Erklärung an. Mitte November hatte die Behörde Anklage gegen den früheren VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz erhoben. Dem prominenten Manager wird Untreue in 44 Fällen und unrechtmäßige Begünstigung von Betriebsräten zur Last gelegt. Allein Volkert habe von 1994 bis 2005 von Hartz neben seinem Gehalt so genannte „Sonderbonuszahlungen“ von insgesamt fast zwei Mio. Euro erhalten, ohne dass dies bei VW offengelegt worden sei. Auch Volkerts Geliebter habe Hartz hohe Summen ohne Gegenleistung zugeschanzt.

Die VW-Affäre war im Juni 2005 ins Rollen gekommen. Als Schlüsselfiguren gelten Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster und der frühere VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Sie sollen Schmiergeld verlangt und mit Hilfe eines weltweiten Netzes von Tarnfirmen Geld auf eigene Konten umgeleitet haben, das eigentlich VW zugestanden hätte. Später wurden auch Vergnügungsreisen und Partys bekannt, die etwa über Blankoschecks bei VW abgerechnet wurden. Unter anderem sollten damit Betriebsräte auf Unternehmenslinie gehalten werden.

VW streicht 3.500 bis 4.000 Stellen in Brüssel

Volkswagen will in seinem Werk in Brüssel nach Gewerkschaftsangaben 3.500 bis 4.000 Stellen streichen. Das teilte ein Vertreter der örtlichen Gewerkschaft am Dienstag mit. Auch das belgische Fernsehen berichtete, VW plane den Abbau von 3.500 bis 4.000 Stellen. Der Konzern hatte zuvor mitgeteilt, das Massenmodell Golf werde künftig nicht mehr in der belgischen Hauptstadt, sondern nur noch im Stammwerk Wolfsburg und im sächsischen Mosel gefertigt. Weil die westeuropäischen Werke nicht ausgelastet seien, plane VW eine Restrukturierung des Werkes in der belgischen Hauptstadt. Geschlossen werden soll der Standort nicht, wie viele Stellen wegfallen, ist aber noch unklar.

VW-Golfproduktion wird von Brüssel nach Deutschland verlagert

Der Volkswagen-Konzern verlagert die bisherige Golf-Produktion in Brüssel nach Deutschland. Das teilte Volkswagen am Dienstag mit. Mit diesem Schritt ließe sich der Golf günstiger bauen. Künftig werde der Golf nur noch in Wolfsburg und Mosel bei Zwickau gebaut. Das Werk in Brüssel soll nicht geschlossen, aber neu ausgerichtet werden.

Derzeit sind dort etwa 5.400 Menschen beschäftigt. Belgische Medien berichteten unter Berufung auf die Gewerkschaften, dass bis zu 2.000 Stellen wegfallen könnten. Die Beschäftigten wurden auf einer Betriebsversammlung über die Pläne unterrichtet.

VW-Produktionsvorstand Reinhard Jung sagte in Brüssel, das Unternehmen müsse nicht einmal zusätzliches Geld investieren, um die Kosten zu senken. „Konzepte, die eine Golf-Produktion in Brüssel einbeziehen, rechnen sich nicht“, sagte Jung.

Jung sagte, Volkswagen werde alle Möglichkeiten prüfen, um möglichst viele Arbeitsplätze in Brüssel zu erhalten. „Wir wissen um unsere Verantwortung“, sagte er. Wie lange die Umstrukturierung dauern werde, hänge von den Verhandlungen mit den Beschäftigten ab. „Fest steht aber, dass wir keine Zeit zu verlieren haben.“

„Wir verlieren den Golf“ – Brüsseler VW-Arbeiter fassungslos

(Von Christian Böhmer/dpa)

Vor dem Werkstor brennen Holzpaletten. Um das Feuer haben sich Arbeiter versammelt. Sie sind fassungslos. „Wir verlieren den Golf“, ruft einer von ihnen, der die Nachricht per SMS auf sein Handy bekommen hat. Gewerkschafter befürchten das Schlimmste: Bis zu 4.000 Jobs könnten in der VW-Fabrik im Brüsseler Stadtbezirk Forest wegfallen. „Ich bin ebenso wütend wie traurig“, meint ein Arbeiter resigniert. Er steht seit 18 Jahren bei©VW©am Band. Ihm bricht die Stimme weg, Tränen laufen über das Gesicht.

Seit den 80er Jahren ist der Golf das Brot- und Butter-Auto des einzigen VW-Werkes in Belgien. „Wir stellen jedes Jahr 204.000 Autos her. Davon sind aber nur 10.000 bis 11.000 Polo“, meint Gewerkschaftsvertreter Damine Ogiers. Er und viele andere verstehen nicht, wie die große Fabrik an der Bahnlinie nach Paris nur mit dem Polo überleben soll: „Der Golf hat die Geschichte unseres Werkes bestimmt. Er wird aber auch dessen Ende bestimmen.“

Viele der rund 5400 Beschäftigten, ganz überwiegend Männer, hatten es kommen sehen. Seit Freitag, als im Wolfsburg der Aufsichtsrat des VW-Konzerns tagte, stehen die Bänder in Brüssel still. Tagelang warteten die Beschäftigten der traditionsreichen Fabrik auf Informationen aus der VW-Zentrale. Am Dienstag überbrachte dann VW- Produktionsvorstand Reinhard Jung die Nachricht: Der Golf kehrt nach Deutschland zurück. Damit reagiert der Konzern auf Überkapazitäten und Kostendruck.

Der zu erwartende massive Stellenabbau kommt für die von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Stadt Brüssel einem Erdbeben gleich. Das Werk liegt im grauen Westen der Stadt, weit ab von den schicken Hotels der Innenstadt und den Glastürmen des Europaviertels. Viele Belgier erinnern sich noch gut an die Schließung des Renault-Werkes in Vilvoorde am nördlichen Stadtrand. Das war vor knapp zehn Jahren, 1997. Damals fielen 3.100 Stellen weg. Seit Vilvoorde gibt es in Belgien ein Gesetz, das haarklein Informationspflichten bei Unternehmenssanierungen vorschreibt.

Das Renault-Gesetz kann aber auch eine Katastrophe wie den Abzug des Golf nicht verhindern. Inzwischen fürchten auch die Unternehmerverbände um den sozialen Frieden in dem kleinen Königreich mit rund zehn Millionen Bürgern. Drei Gewerkschaften riefen die gesamte VW-Belegschaft zum Ausstand bis zum Mittwoch auf. Die Sicherheitskräfte befürchten Ausschreitungen bei Protesten. Der liberale Premierminister Guy Verhofstadt sagte, er sei schockiert. Einschnitte dieser Größenordnung habe es bei VW©woanders nicht gegeben.

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