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D: Details über Stephanies Folter

Die damals 13-jährige Stephanie ist während ihres wochenlangen Martyriums von dem vorbestraften Kinderschänder Mario M. körperlich und psychisch gefoltert worden.

Das sagte die Psychotherapeutin Angelika Schrodt am Mittwoch vor dem Landgericht Dresden. Das Mädchen habe Entsetzliches durchgemacht, sagte Schrodt, die Stephanie und ihre Familie seit August betreut. Die Eltern Joachim und Ines Rudolph waren beim Prozess anwesend, wobei die Mutter erstmals seit Beginn des Verfahrens in den Gerichtssaal kam. „Stephanie hat Angst und ein Trauma als Folge der Misshandlungen, die sie erlitten hat“, betonte Schrodt. Das, was dem Kind geschehen sei, könne man nicht in Worte fassen.

Probleme werde es für Stephanie in der Zukunft vor allem dann geben, wenn sie ihr Elternhaus verlasse und Beziehungen zu Männern aufbaue. „Da sehe ich erhebliche Hindernisse“, sagte die Psychotherapeutin. Derzeit gehe es dem Kind den Umständen entsprechend gut. Stephanie versuche, eine gewisse Alltagsnormalität zu leben. Sie nehme auch wieder an Leistungskontrollen in der Schule teil. Sie habe eine introvertierte Persönlichkeit und brauche eine Weile, um aufzutauen. Ziel der Bemühungen sei, Stephanie zu stabilisieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. „Die Hauptbetreuung übernehmen die Eltern, und das auch richtig so“, sagte Schrodt.

Gleichzeitig verteidigte sie die Entscheidung, Stephanie in der ZDF-Sendung „Johannes B. Kerner“ auftreten zu lassen. Es sei zum einen darum gegangen, dass das Mädchen auch über diesen Weg ihre Sprache wiederfinde und einen Weg aus ihrer Hilflosigkeit bekomme. Ausserdem wollte die 14-Jährige erreichen, dass Mario M. eine gerechte Strafe bekommt. Sie habe die grosse Sorge, dass man den Angeklagten unterschätzen könne. Stephanie und ihre Familie könnten die Belastung durch Medienberichte ertragen, sagte Schrodt weiter.

Die ursprüngliche Absicht, Stephanie im Laufe des Prozesses als Zeugin aussagen zu lassen, war nach der spektakulären Flucht von Mario M. auf ein Dresdner Gefängnisdach wieder zurückgenommen worden. Es sei der Eindruck entstanden, dass Mario M. nicht unter Kontrolle sei, sagte Schrodt. Stephanie selbst sei erleichtert gewesen, nicht aussagen zu müssen.

Eine 35 Jahre alte Psychologin des Landeskriminalamtes sagte, dass das Mädchen nach ihrer Befreiung aus der Gewalt von Mario M. psychisch sehr stark und stabil gewirkt habe. Sie habe während der polizeilichen Vernehmung, in der das Mädchen über die erlittenen Grausamkeiten berichtete, nicht eingreifen müssen. „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck gewonnen, dass sie zusammenbricht“, sagte die Psychologin.

Das Mädchen sei während der Vernehmung freundlich und offen gewesen. Sie habe besonders über die sexuellen Straftaten zurückhaltend und leise gesprochen, betonte die Psychologin. Es sei dem Kind unangenehm gewesen, darüber zu sprechen.

Der gelernte Anlagenbauer Mario M. muss sich seit 6. November vor der zweiten grossen Strafkammer unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern, Geiselnahme und Entführung verantworten. Laut Anklage soll er Stephanie Anfang dieses Jahres auf dem Schulweg entführt und fast fünf Wochen lang in seiner Wohnung gefangen gehalten haben.

Nach der nichtöffentlichen Vernehmung von drei früheren Lebensgefährtinnen von Mario M, sagte dessen Verteidiger Andreas Boine, dass die drei Frauen ein differenziertes Bild seines Mandanten vermittelt hätten. Es seien die angenehmen, aber auch die unangenehmen Seiten von Mario M. zur Sprache gekommen, betonte Boine. Alle drei Lebensgefährtinnen sagten in Anwesenheit des Angeklagten aus. Zunächst hatte sich eine Frau geweigert, dies zu tun.

Ein Rechtsmediziner erklärte, dass sich Mario M., als er nach seiner Verhaftung untersucht wurde, kooperativ verhalten habe. Er habe keine Drogen und auch keinen Alkohol im Blut des Angeklagten nachweisen können, sagte der Experte.

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