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"D-Day": Schröder eingeladen

Frankreich hat den deutschen Bundeskanzler Schröder zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie eingeladen.

Es ist das erste Mal, dass ein deutscher Regierungschef zu den Gedenkfeiern eingeladen wird. Die deutsche Regierung hat am Freitag die „enorme symbolische Bedeutung” der Geste hervorgehoben und sie als Zeichen für das endgültige Ende der Nachkriegszeit interpretiert. Vor zehn Jahren noch hatte sich die damalige deutsche Regierung unzufrieden gezeigt, dass Schröders Amtsvorgänger Helmut Kohl trotz der guten Beziehungen zu den westlichen Verbündeten keine Einladung erhalten hatte.

Nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin sprach der französische Präsident Jacques Chirac die Einladung bereits vor Weihnachten aus. „Der Bundeskanzler hat sich sehr darüber gefreut, er hat die Einladung angenommen und wird an den Feierlichkeiten teilnehmen”, sagte der Sprecher. In Arromanches an der nordfranzösischen Atlantikküste werden am 6. Juni unter anderen die britische Königin Elizabeth II., der britische Premierminister Tony Blair, der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, der kanadische Regierungschef, sowie die Könige von Belgien und Norwegen, die niederländische Königin und der Großherzog von Luxemburg erwartet. Ob US-Präsident George W. Bush daran teilnehmen wird, ist noch offen.

Der „D-Day”, der 6. Juni 1944, gilt als Schlüsseldatum für den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland. Der deutsche Regierungssprecher Thomas Steg sagte am Freitag, Chirac habe die Einladung vorher mit den Staats- und Regierungschefs der anderen ehemaligen Siegermächte abgesprochen, darunter auch den USA. Steg betonte die „enorme symbolische Bedeutung”, wenn 60 Jahre nach dem so genannten D-Day nicht nur die Siegermächte diesen Tag begingen, sondern zum ersten Mal auch Deutschland dazu geladen werde. „Insofern ist es ein Zeichen dafür, dass die Zeiten sich tatsächlich geändert haben”, sagte er. Die Nachkriegszeit sei damit auch in dieser Frage überwunden. Die neue Form der Zusammenarbeit finde hier symbolisch noch einmal einen besonderen Niederschlag.

Am „D-Day” waren die alliierten Truppen in der Normandie gelandet. Unter dem Feuerschutz von 1.200 Kriegsschiffen und 7.500 Flugzeugen gingen im Morgengrauen rund 150.000 Amerikaner, Briten, Franzosen, Polen sowie Kanadier und weitere Commonwealth-Angehörige an fünf verschiedenen Stränden an Land. Schröder ist der erste deutsche Bundeskanzler, der zu jung ist, um sich an den Zweiten Weltkrieg erinnern zu können. Der Politiker, dessen Vater als deutscher Soldat in Rumänien gefallen war, feiert zwei Monate vor dem Jahrestag seinen 60. Geburtstag.

Frühere französische Widerstandskämpfer haben mit gemischten Gefühlen auf die Einladung reagiert. Grundsätzlich könnten sich die Mitglieder der Resistance „nur darüber freuen, dass das demokratische Deutschland des Jahres 2004 mit den Alliierten ein Ereignis feiern will, das dazu beitrug, Europa vom Nazi-Regime zu befreien”, erklärte der Präsident des Veteranenverbandes ANACR, Robert Chambeiron, am Freitag. Die Widerstandskämpfer wollten aber keinesfalls, dass durch Schröders Teilnahme das Zusammenwachsen Europas in den Vordergrund gerückt und „die Bedeutung des Kampfes zwischen den alliierten Streitkräften und der Nazi-Wehrmacht abgeschwächt” werde.

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