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D-Day-Gedenkfeiern in der Normandie

D-Day Jahrestag.
D-Day Jahrestag. ©dapd
Zum Jahrestag der Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg haben in mehreren Orten der Normandie die Feierlichkeiten begonnen. 70 Jahre nach dem D-Day werden am Freitag Staats- und Regierungschefs aus rund 20 Ländern zu den Zeremonien erwartet. Die größte Landungsoperation der Geschichte markierte am 6. Juni 1944 den Anfang der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus.
Die Invasion in der Normandie

Um 09.00 Uhr traf Frankreichs Staatschef Francois Hollande ein und legte an der Gedenkstätte der Stadt Caen einen Blumenkranz nieder. Bei der Auftaktveranstaltung unter strahlend blauem Himmel sollten zunächst die französischen Zivilopfer geehrt werden.

Alleine am 6. Juni 1944 waren 3000 französische Zivilisten getötet worden, unter anderem durch die Bomben der Alliierten. Bis zum Ende der wochenlangen Schlacht an der nordfranzösischen Küste waren es 20.000 zivile Opfer.

Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla besuchten am Donnerstag unter anderem die Pegasus-Brücke bei Benouville, die zu Beginn des D-Day 1944 von britischen Fallschirmspringern eingenommen worden war. In Paris traf die britische Queen Elizabeth II. (88) zu einem dreitägigen Frankreich-Besuch aus Anlass der Zeremonien ein.

Prinz Charles, Camilla besuchen die Pegasus-Brücke.
Prinz Charles, Camilla besuchen die Pegasus-Brücke. ©EPA

Gedenken im Zeichen der Ukraine-Krise

Zur zentralen Feier am Freitag erwartet Frankreichs Präsident Francois Hollande als Gastgeber unter anderem US-Präsident Barack Obama, den russischen Staatschef Wladimir Putin, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den britischen Premier David Cameron. Erstmals seit dem umstrittenen Anschluss der Schwarzmeerhalbinsel Krim an Russland im März trifft Putin mit führenden Politikern aus Europa und den USA zusammen. Damit stehen auch die historischen Feiern in der Normandie unter dem Eindruck der Ukraine-Krise.

1.000 Veteranen kehren zurück

Zudem sind etwa 1.000 Veteranen in die Normandie zurückgekehrt. Am Strand von Ouistreham, dem Ort der zentralen Feier, war am D-Day auch ein kleines Kontingent französischer Soldaten mit den Alliierten angelandet. Nationale oder binationale Feierlichkeiten sind vorgesehen in Colleville-sur-Mer mit Obama und Hollande, in Bayeux mit Elizabeth II., in Sainte-Marie-du-Mont (dänisch), Arromanches (niederländisch) oder Urville-Langannerie (polnisch).

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Papst würdigt Kampf der Alliierten

Neben unzähligen Gedenken und Feiern mit Veteranen aller beteiligten Nationen sind auch viele publikumswirksame Veranstaltungen geplant. Fallschirmspringer landen in Teilen der Normandie, Amphibienfahrzeuge und historische Panzer rollen über Strände, auf dem Wasser werden Bootsparaden organisiert.

Papst Franziskus würdigte in einer D-Day-Botschaft den Kampf der alliierten Soldaten gegen die “Barbarei der Nazis”. Das Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren sei eine Mahnung daran, “dass der Ausschluss Gottes aus dem Leben und den Gesellschaften der Menschen nur Tod und Leiden bringen kann”, schrieb Franziskus.

Am Rande der D-Day-Gedenkveranstaltungen in Frankreich sind in einem Normandie-Städtchen rund hundert Nazi-Objekte beschlagnahmt worden. Wie die Zeitung “La Presse de la Manche” am Donnerstag berichtete, wurden die anstößigen Devotionalien am Mittwoch auf einer Militärbörse in Sainte-Mere-Eglise feilgeboten. Sichergestellt wurden CDs mit SS-Liedern, Reproduktionen von Porträts von hohen Nazis und Propagandaplakaten, Armbinden der SS-Division “Das Reich” sowie Medaillen mit Hakenkreuzen.

Für die Nacht zum D-Day hatten die Organisatoren ein besonderes Spektakel geplant: Dann sollten synchronisierte Feuerwerke am gesamten Küstenabschnitt auf 80 Kilometern Länge die 24 wichtigsten Punkte der Landung illuminieren.

Die Landung in der Normandie in Zahlen und Fakten

DIE INVASOREN: Die größte Armada der Kriegsgeschichte bestand aus 3100 Landungsbooten mit etwa 150 000 Soldaten und schweren Waffen unter dem Schutz von 1200 Kriegsschiffen und 7500 Flugzeugen. Zur Streitmacht der Alliierten am sogenannten D-Day gehörten vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen.

DIE VERTEIDIGER: Die Deutschen hatten im betroffenen Küstenabschnitt nur etwa 50 000 Infanteristen und wenige Flugzeuge zur Verfügung. Weiter nördlich, wo das Landungsunternehmen irrtümlich erwartet wurde, war der Großteil der Divisionen des Westheeres stationiert.

DER ATLANTIKWALL: Die von Norwegen bis Südfrankreich über 2600 Kilometer reichende Kette von Festungen, Bunkern, Geschützstellungen, Strandbarrikaden und Minen sollte eine Invasion abwehren. Im D-Day-Bereich waren die Strände nur lückenhaft gesichert. Der Küstenabschnitt bei Calais, wo die Landung erwartet wurde, war weitaus besser ausgebaut.

DIE KAMPFGEBIETE: Die Alliierten gingen in den Morgenstunden an fünf Küstenabschnitten mit den Decknamen Utah, Omaha, Gold, Juno und Sword östlich von Cherbourg an Land. Erst nach sechs Tagen gelang es Hitlers Gegnern, die Brückenköpfe zu einer Front von etwa 100 Kilometern Länge zu verbinden.

DIE OPFER: Am Abend des D-Day registrierten die Alliierten Verluste von rund 12 000 Mann, darunter etwa 4400 Tote. Die Zahl der deutschen Verwundeten, Vermissten und Gefallenen wird auf 4000 bis 9000 Mann geschätzt. Im weiteren Verlauf der “Operation Overlord” sollen bis zur Eroberung von Paris im August 200 000 Deutsche und 70 000 Verbündete ums Leben gekommen sein. In der verwüsteten Normandie starben bis zu 20 000 Zivilisten.

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Stichwort D-Day

Der Tag der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 wird kurz auch D-Day genannt. Mit D-Day und H-Hour werden im militärischen Sprachgebrauch der USA allgemein der Tag und die Stunde einer größeren Operation bezeichnet, oft der Beginn eines Angriffs. “D” meint schlicht noch einmal “Day”, “H” steht für “Hour”. Inzwischen wird der Begriff meist auf den 6. Juni 1944 bezogen. Der Ausdruck wurde erstmals im Ersten Weltkrieg benutzt, als US-Truppen im September 1918 das von den Deutschen besetzte lothringische Städtchen Saint-Mihiel südlich von Verdun mit einem Sturmangriff eroberten. Seither gilt der D-Day als der Tag X, an dem es losgeht.

(APA/dpa)

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