D: Baby in Pappkarton erfroren
Zu Beginn des Prozesses machten die 22-jährige Frau und der vier Jahre ältere Mann keine Angaben zu dem Tatvorwurf. Laut Anklage hatte die aus Niedersachsen stammende Mutter im vergangenen Winter binnen einer halben Stunde nach der Geburt das Mädchen bei zehn Grad minus an der Straße abgestellt. Die Geschenkkiste mit der Babyleiche wurde erst nach dreieinhalb Tagen von einem Anrainer entdeckt. Der Prozess ist auf drei Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil soll am Montag verkündet werden.
Dem 26 Jahre alten Schweißer wirft die Staatsanwaltschaft vor, dass er aus Gleichgültigkeit nichts gegen das Aussetzen des Neugeborenen unternommen habe. Der Mann ist deshalb wegen Totschlags durch Unterlassen angeklagt.
Laut der Anklage hatte die Frau ihre Schwangerschaft dem Mann geheim gehalten. Es war bereits ihre fünfte. Nach zwei Fehlgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen und einer Abtreibung aus medizinischen Gründen hatte die junge Mutter vor zwei Jahren einen Sohn zur Welt gebracht. Kurz darauf war sie erneut schwanger. Das Mädchen soll sie dann nachts im Bad zur Welt gebracht und binnen kürzester Zeit hinter einem Stromverteilerkasten an der Bundesstraße abgestellt haben.
Der Mann sei kurze Zeit später aufgestanden und habe wegen der Blutspuren im Badezimmer zwar den Verdacht gehabt, dass seine Freundin ein Kind bekommen habe, aber dann nichts unternommen, sagte der Staatsanwalt. Der Mann habe kein weiteres Kind haben wollen. Nach ihren Angaben war der 26-Jährige während der Beziehung immer wieder gewalttätig gegen die Frau geworden. Er ist auch wegen Vergewaltigung angeklagt, weil er seine Freundin zum Oralverkehr gezwungen haben soll.
Nach dem Fund der Babyleiche hatte die Polizei in Grünbach alle Frauen zwischen 14 und 50 Jahren überprüft. Mit einem DNA-Test wurde die in dem rund 500 Einwohner großen Dorf wohnende 22-Jährige überführt.