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D: 80% der Türken fühlen sich diskriminiert

Die große Mehrheit der Türken in Deutschland fühlt sich zunehmend diskriminiert. 80 Prozent fühlen sich im Alltagsleben - bei der Arbeit, der Wohnungssuche und bei Behörden - ungleich behandelt.

Dies ergab eine am Montag veröffentlichte Studie des Essener Zentrums für Türkeistudien (ZfT). 1999 äußerten noch nur 65 Prozent diesen Eindruck. Dieses Diskriminierungsgefühl könne auf die Entwicklung einer Parallelgesellschaft hinweisen, aber ebenso auf eine unfreiwillige Ausgrenzung, erklärten die Forscher.

Einen Trend zur momentan viel diskutierten „Gettobildung“ in den Städten sahen die Wissenschaftler nicht: Drei Viertel der Befragten wohnen in nicht ethnisch geprägten Gegenden. Nur 20 Prozent leben in überwiegende türkisch geprägten Vierteln, das häufig aber nicht freiwillig.

Die Kontakte zwischen Türken und Deutschen sind der Befragung zufolge ausgeprägt und zunehmend. Insgesamt 90 Prozent der Türken hätten über Grußkontakte hinausgehende Beziehungen zu Deutschen. Tendenziell steige die Zahl der Kontakte mit dem Bildungsgrad. Über ein Drittel der Migranten pflege sogar familiäre Beziehungen zu deutschen Familien, eine Zunahme seit 1999.

Die Studie wurde vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung des DGB veröffentlicht. Das Zentrum für Türkeistudien wertete seine jährlichen repräsentativen Befragungen der aus der Türkei stammenden Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen nach fünf Merkmalen aus, die auf die Bildung einer abgeschotteten Parallelgesellschaft hinweisen könnten.

Das einzige Merkmal, das tatsächlich auf eine solche Entwicklung hindeute, sei die zunehmende Religiosität, erklärten die Forscher. Der Anteil der sehr oder eher religiösen Türken sei auf 71 Prozent gestiegen. Im Jahr 2000 waren es noch 65 Prozent.

Ein Drittel der in Vereinen organisierten Türken oder Türkischstämmigen ist Mitglied sowohl in türkischen als auch deutschen Vereinen, ein weiteres Drittel nur in einem deutschen oder einem türkischen Verein. Für eine Parallelgesellschaft typisch wären jedoch „organisatorische Doppelungen“, erklärten die Forscher.

Vor allem deutsche Sportvereine und Gewerkschaften erfreuen sich des Zuspruchs türkischer Mitglieder. Bei den türkischen Vereinen lägen die religiösen Organisationen und Kulturvereine an der Spitze, mit einer deutlichen Zunahme seit 1999. Fast 20 Prozent der türkischen Migranten seien inzwischen in ihnen organisiert – offenbar aus einem „Bedürfnis nach religiöser und kultureller Anbindung, das deutsche Organisationen nicht erfüllen können“, erklärte das ZfT.

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