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CSU feierte 60. Gründungstag

In gedämpfter Stimmung, aber mit Humor feierte die CSU ihren 60. Geburtstag. Parteichef Edmund Stoiber betonte das christliche Wertefundament der CSU und bat um Nachsicht dafür, dass auch er wie jeder Mensch fehlbar sei.

Festredner Hannes Burger bescheinigte ihm tiefe Demut: Als Stoiber hörte, dass die CSU nur zwei Ministerposten bekomme, habe er seinen Platz sofort wieder freigemacht. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel durfte über die Schwesterpartei spotten und erhielt von den 700 CSU-Mitgliedern auf dem Münchner Nockherberg großen Beifall.

„Heben Sie was auf für den nächsten Parteitag – wer weiß, wie’s dann steht“, bremste die CDU-Vorsitzende das Publikum. Viele zeigten sich mit der Feier am Samstagabend zufrieden. „Gut, dass es nicht nur Weihrauch und Lobhudelei war“, sagte der CSU-Kreisvorsitzende von München-Ost, Georg Kronawitter.

Ehrengäste der Jubiläumsfeier waren 32 Gründungsmitglieder der CSU. Die ersten Ortsvereine waren im Herbst 1945 unter verschiedenen Namen gegründet worden, im Januar 1946 wurde die Christlich-Soziale Union dann von der US-Militärregierung bayernweit zugelassen. Nach dem Terror der Nazi-Herrschaft habe ihn die Idee einer überkonfessionellen christlichen Partei beeindruckt, sagte der 89-jährige Joachim Cieslinski. Sie habe viel erreicht. Heute wünscht er der CSU, „dass wieder Ruhe eintritt“. Stoiber habe sich mit seinem Zaudern viel kaputt gemacht. „Zuerst waren wir alle ein bisschen böse. Aber jetzt wünsche ich ihm Erfolg“, sagte das Gründungsmitglied.

Die Blasmusik spielte, und Stoiber bekam braven Applaus – aber Begeisterung kam beim Parteigeburtstag nicht auf. Stolz zeichnete der Ministerpräsident die Geschichte seiner Partei nach, die Bayern vom rückständigen Agrarland zum erfolgreichen Wirtschaftsstandort gemacht habe. Mit Ausnahme der Jahre 1954-57 immer an der Regierung, seit 1966 sogar mit absoluter Mehrheit – die CSU sei „die erfolgreichste Partei Europas“. Und „dass es uns gelungen ist, die Identität von Bayern und CSU herzustellen, ist die größte Leistung“, sagte Stoiber.

Wenn da nur nicht der Absturz in den Umfragen, die Kritik seit seinem Rückzug aus Berlin wäre. Jeder Mensch mache Fehler, „das gilt für jeden von uns, auch für mich“, sagte der CSU-Chef.

Den versammelten CSU-Mitgliedern war jedenfalls nicht nach „Mir san mir“-Jubel zumute. „Die Aufregung ist bei den Menschen draußen nicht verschwunden“, sagte der Bürgermeister von Barling, Albert Höchstätter. „Das sind Anzeichen einer Krise, nichts mehr, was man wegwischen kann. Wenn wir nicht aufpassen, kriegen wir die Kurve nicht mehr.“ Andere waren optimistischer. „Ich glaub, dass er wieder auf die Beine kommt“, sagte Kronawitter. Auch der Münchner Mittelständler Albert Zitzelsberger meinte: „Das wird wieder.“ Stoiber habe so viel für Bayern getan, dass man ihm diesen Ausrutscher nachsehen werde. „Aber es wäre unklug, wenn er 2008 wieder antritt“, fügte er hinzu.

Der als scharfzüngiger Nockherberg-Autor geübte Festredner Burger hatte bitteren Trost parat. Die vermeintlich so geschlossene CSU habe schon ganz andere Krisen überstanden: Die frühen Richtungskämpfe, den Aufstand nach dem DDR-Kredit von Franz Josef Strauß, den Machtkampf von Stoiber und Theo Waigel. Das heute? Nur eine matte Sach’.

Merkel dagegen genoss ihren ersten Auftritt als Kanzlerin bei der CSU unbeschwert und bedankte sich mit Komplimenten. Ohne die CSU stünde sie nicht als Kanzlerin hier. CDU-Politiker würden manchmal depressiv, wenn sie die Erfolge der CSU und Bayerns sähen. Die Bodenhaftung und der Mut zur Kontroverse seien bei der Schwesterpartei sehr ausgeprägt: „Nicht immer ist man sofort dafür dankbar. Aber unterm Strich hat es sich bewährt“, sagte Merkel und erinnerte an gemeinsame Weichenstellungen in der Bundesrepublik von der sozialen Marktwirtschaft bis zur deutschen Wiedervereinigung. „Wir wissen, dass wir nicht ohne einander auskommen, auch wenn wir es manchmal miteinander nicht einfach haben“, sagte die CDU-Chefin. Kreuth sei ein Experiment gewesen, „was nicht wiederholt werden muss“.

Für Heiterkeit sorgte eine Videobotschaft von Vizekanzler Franz Müntefering, der der CSU mit Respekt und von Herzen zum 60. gratulierte. Die SPD sei aber schon 142 Jahre, „also hören sie auf uns“, riet Müntefering dem neuen Koalitionspartner. Auch der FDP-Ehrenvorsitzende Hans-Dietrich Genscher gratulierte schlitzohrig. „Ich habe mich der CSU immer besonders nahe gefühlt“, sagte der Altliberale, „denn sie saß mir immer im Nacken.“

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