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Cote d'Ivoire: Gbagbo zum Rückzug bereit

Der scheidende ivorische Präsident Laurent Gbagbo hat nach Darstellung des gegnerischen Lagers um Wahlsieger Alassane Ouattara das Gespräch über eine Machtübergabe in Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) gesucht. Gbagbo sei "am Leben" und verhandle seit Montag darüber, "sich zu ergeben", sagte der von Ouattara entsandte Botschafter des Landes in Frankreich, Ally Coulibaly, am Dienstag dem Radiosender RFI. Er versicherte, dass seine Aussage nicht zur "Desinformation" beitragen solle und dass es für eine Verhandlungslösung "nicht zu spät" sei. Weitere Details nannte Coulibaly nicht.
Kämpfe in Cote d'Ivoire
In der umkämpften Wirtschaftsmetropole Abidjan waren auch am Morgen wieder Schüsse gefallen. Das anhaltende Feuer war Berichten zufolge aus dem Stadtviertel Plateau im Stadtzentrum zu hören, wo sich der Präsidentenpalast befindet. Auch in der Nähe einer Polizeischule im Norden der Stadt soll es nach Zeugenberichten heftige Gefechte gegeben haben. Über Abidjan war mindestens ein Hubschrauber im Einsatz. Ob dieser zu einer der Konfliktparteien oder zu den in der Elfenbeinküste stationierten ausländischen Soldaten gehörte, war unklar.

Abidjan ist derzeit schwer umkämpft. Am Montag starteten Anhänger des international anerkannten Präsidenten Ouattara nach eigenen Angaben eine Offensive mit dem Ziel, den Regierungssitz und die Residenz Gbagbos zu erobern. Erstmals griffen UN- und französische Kampfhubschrauber in die Kämpfe ein und beschossen die Gebäude. Die beiden rivalisierenden Politiker liefern sich seit Monaten einen erbitterten Kampf um die Macht. Alle bisherigen Vermittlungsbemühungen schlugen fehl.

Cote d’Ivoire: Paris verhandelt über humanitären Korridor

Frankreich verhandelt derzeit mit beiden Konfliktparteien in Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) über einen humanitären Korridor, um seine Landsleute in Sicherheit zu bringen. Das berichtete die Zeitung “Le Monde” am Dienstag online.

Problematisch ist, dass zahlreiche Ausländer im Stadtviertel Cocody im Osten der Lagunenstadt wohnen, die französischen Soldaten aber ganz im Süden nahe des Flughafens ihren Stützpunkt haben. Dazwischen liegen Brücken, die seit Samstag von den Anhängern des Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo gehalten werden.

Derzeit gibt es drei Orte, an denen die Franzosen sich auf freiwilliger Basis sammeln können: den Militärstützpunkt und ein Hotel im Süden der Stadt sowie die französische Botschaft im Zentrum. Auf dem Militärstützpunkt halten sich nach Angaben des Außenministeriums etwa 1.650 Ausländer auf, von ihnen etwa die Hälfte Franzosen. Wie viele sich an den anderen Orten eingefunden haben, ist nicht bekannt. Insgesamt leben etwa 12.200 Franzosen im Land, die weitaus meisten von ihnen in Abidjan. Seit Sonntag haben rund 450 Ausländer die Elfenbeinküste verlassen.

Die französische Armee hatte bei antifranzösischen Ausschreitungen 2004 das gleiche Problem, die Franzosen im Norden nicht auf dem Landweg erreichen zu können. Sie griff daher seinerzeit die Stellungen der Gbagbo-Anhänger auf den Brücken von Hubschraubern aus an. Dabei gab es Dutzende Tote, was die antifranzösische Stimmung noch weiter schürte.

Cote d’Ivoire: Die Millionen-Metropole Abidjan

Von den 20 Millionen Einwohnern der Elfenbeinküste lebt etwa jeder Fünfte in der Wirtschaftsmetropole Abidjan. Nach der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 war die Lagunenstadt im Südosten des Landes auch die Hauptstadt, bis der Regierungssitz 1983 nach Yamoussoukro im Landesinneren verlegt wurde.

In der Stadt herrscht tropisches Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 26 Grad. Bei Regenzeiten von April bis Juli und September bis November fallen im Jahresschnitt 2.000 Millimeter Niederschlag (Berlin: 581 Millimeter).

Die Wirtschaftskraft der “Region Lagune” ist seit langem ein Magnet für Arbeitssuchende aus allen Landesteilen und ärmeren Nachbarstaaten der Elfenbeinküste. Durch das Zusammenleben der rund 60 Ethnien des Landes gilt die Metropole als Beispiel für die von den Regierenden propagierte “ivorische Identität”.

Die reiche Oberschicht des Landes pflegt in den Nobelvierteln des “Manhattens Westafrikas” einen an Paris orientierten Lebensstil. Als Hauptsehenswürdigkeiten gelten neben Kolonialbauten in der Altstadt Treichville die einem Nomadenzelt nachempfundene Kathedrale und das Nationalmuseum mit umfangreichen Sammlungen afrikanischer Kunst.

Vor den Unruhen wurden rund 90 Prozent des ivorischen Außenhandels (vor allem Exporte von Kakao und Erdölprodukten) über den Hafen von Abidjan abgewickelt. Etwa 70 Prozent der industriellen Leistung der Elfenbeinküste wurden hier erwirtschaftet. (APA)

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