Abidjan ist derzeit schwer umkämpft. Am Montag starteten Anhänger des international anerkannten Präsidenten Ouattara nach eigenen Angaben eine Offensive mit dem Ziel, den Regierungssitz und die Residenz Gbagbos zu erobern. Erstmals griffen UN- und französische Kampfhubschrauber in die Kämpfe ein und beschossen die Gebäude. Die beiden rivalisierenden Politiker liefern sich seit Monaten einen erbitterten Kampf um die Macht. Alle bisherigen Vermittlungsbemühungen schlugen fehl.
Cote d’Ivoire: Paris verhandelt über humanitären Korridor
Frankreich verhandelt derzeit mit beiden Konfliktparteien in Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) über einen humanitären Korridor, um seine Landsleute in Sicherheit zu bringen. Das berichtete die Zeitung “Le Monde” am Dienstag online.
Problematisch ist, dass zahlreiche Ausländer im Stadtviertel Cocody im Osten der Lagunenstadt wohnen, die französischen Soldaten aber ganz im Süden nahe des Flughafens ihren Stützpunkt haben. Dazwischen liegen Brücken, die seit Samstag von den Anhängern des Ex-Präsidenten Laurent Gbagbo gehalten werden.
Derzeit gibt es drei Orte, an denen die Franzosen sich auf freiwilliger Basis sammeln können: den Militärstützpunkt und ein Hotel im Süden der Stadt sowie die französische Botschaft im Zentrum. Auf dem Militärstützpunkt halten sich nach Angaben des Außenministeriums etwa 1.650 Ausländer auf, von ihnen etwa die Hälfte Franzosen. Wie viele sich an den anderen Orten eingefunden haben, ist nicht bekannt. Insgesamt leben etwa 12.200 Franzosen im Land, die weitaus meisten von ihnen in Abidjan. Seit Sonntag haben rund 450 Ausländer die Elfenbeinküste verlassen.
Die französische Armee hatte bei antifranzösischen Ausschreitungen 2004 das gleiche Problem, die Franzosen im Norden nicht auf dem Landweg erreichen zu können. Sie griff daher seinerzeit die Stellungen der Gbagbo-Anhänger auf den Brücken von Hubschraubern aus an. Dabei gab es Dutzende Tote, was die antifranzösische Stimmung noch weiter schürte.
Cote d’Ivoire: Die Millionen-Metropole Abidjan
Von den 20 Millionen Einwohnern der Elfenbeinküste lebt etwa jeder Fünfte in der Wirtschaftsmetropole Abidjan. Nach der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 war die Lagunenstadt im Südosten des Landes auch die Hauptstadt, bis der Regierungssitz 1983 nach Yamoussoukro im Landesinneren verlegt wurde.
In der Stadt herrscht tropisches Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 26 Grad. Bei Regenzeiten von April bis Juli und September bis November fallen im Jahresschnitt 2.000 Millimeter Niederschlag (Berlin: 581 Millimeter).
Die Wirtschaftskraft der “Region Lagune” ist seit langem ein Magnet für Arbeitssuchende aus allen Landesteilen und ärmeren Nachbarstaaten der Elfenbeinküste. Durch das Zusammenleben der rund 60 Ethnien des Landes gilt die Metropole als Beispiel für die von den Regierenden propagierte “ivorische Identität”.
Die reiche Oberschicht des Landes pflegt in den Nobelvierteln des “Manhattens Westafrikas” einen an Paris orientierten Lebensstil. Als Hauptsehenswürdigkeiten gelten neben Kolonialbauten in der Altstadt Treichville die einem Nomadenzelt nachempfundene Kathedrale und das Nationalmuseum mit umfangreichen Sammlungen afrikanischer Kunst.
Vor den Unruhen wurden rund 90 Prozent des ivorischen Außenhandels (vor allem Exporte von Kakao und Erdölprodukten) über den Hafen von Abidjan abgewickelt. Etwa 70 Prozent der industriellen Leistung der Elfenbeinküste wurden hier erwirtschaftet. (APA)