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Weitere fünf Tote im Wrack, Kapitän belastet

Die Costa Concordia: Rettungsarbeiten wurden auch am Dienstag fortgesetzt.
Die Costa Concordia: Rettungsarbeiten wurden auch am Dienstag fortgesetzt. ©EPA
Aus dem Wrack des havarierten Kreuzfahrtschiffes vor der Toskana haben Rettungsmannschaften am Dienstag fünf weitere Leichen geborgen.
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Damit ist die Zahl der Todesopfer bei dem Unglück auf elf gestiegen, teilten die Behörden mit. Die Toten wurden im überfluteten Heckteil des gekenterten Luxusliners entdeckt. Bei den Opfern handelt es sich um vier Männer und eine Frau im Alter von 50 bis 60 Jahren. Sie trugen Schwimmwesten, berichteten die Rettungsmannschaften. 22 Personen wurden noch vermisst, zwölf davon sollten Deutsche sein.

Mit Sprengsätzen Zugang verschafft

Taucherteams hatten sich mit Sprengsätzen Zugang zu versperrten Räumlichkeiten der Costa Concordia verschafft. So konnten sie erstmals in diese Teile des Wracks vordringen. Die Helfer kämpften gegen die Zeit, die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, waren vier Tage nach dem Unglück minimal. Das Schiff war am Freitagabend mit mehr als 4.000 Menschen an Bord vor der Insel Giglio vor der Westküste Italiens auf einen Felsen aufgelaufen.

Schettino wird Drogentest unterzogen

Kapitän Francesco Schettino wurde am Dienstag einem dreistündigen Haftprüfungstermin unterzogen. Er sagte aus, zum Zeitpunkt der Kollision das Kommando gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft forderte eine Verlängerung der Untersuchungshaft für den Kapitän, dem mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen wird. Ein Drogentest soll klären, ob Schettino unter Suchtgifteinfluss stand.

Am Dienstag wurden Mitschnitte von Telefonaten veröffentlicht, die den Kapitän schwer belasten. Die Aufnahme eines spannungsgeladenen Gesprächs zwischen Schettino und einem Offizier, der im Hafen der Insel Giglio Dienst hatte, erhärtete den Verdacht, wonach der Kapitän früh von Bord gegangen ist. Der Hafenmitarbeiter wies Schettino darin an, sich zurück auf das Schiff zu begeben.

Angst vor ökologischen Schäden

Inzwischen wuchs die Angst vor schweren ökologischen Schäden. 900 Meter lange Öl-Sperren wurden rund um das Wrack errichtet. Die Behörden fürchteten, dass die rund zwei Millionen Liter Dieseltreibstoff ins Meer laufen könnten. “Die Umweltgefahr für die Insel Giglio ist enorm. Wir müssen verhindern, dass Dieseltreibstoff aus dem Schiff fließt. Es ist dringend, wir führen einen Wettlauf gegen die Zeit”, sagte der italienische Umweltminister Corrado Clini.

Vor allem eine Verschlechterung der Wetterlage stelle eine Gefahr dar. Dadurch könnte das Schiff endgültig sinken. Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage soll ab dem morgigen Mittwoch mit dem Abpumpen des Treibstoffs der “Costa Concordia” beginnen.

Die EU-Kommission forderte indes strengere Regeln für die Sicherheit auf Schiffen. Eine bereits laufende Überprüfung der Gesetzgebung für Passagierschiffe soll nun schneller abgeschlossen werden, betonte die Sprecherin von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas in Brüssel. Angesichts immer größerer Schiffe – vor allem im Kreuzfahrtsektor – müssten die Regeln für die Stabilität überprüft oder geändert werden. In den vergangenen Jahren hat die EU bereits mehrfach die Vorschriften für Gefahrguttransporte auf See verschärft. Der italienische EU-Abgeordnete Andrea Zanoni forderte von der EU-Kommission Vorschriften für einen Mindestabstand, den Kreuzfahrtschiffe zu historischen Stätten und Naturschutzgebieten künftig einhalten sollten.

Inzwischen wollen mehr als 70 Passagiere der Costa Concordia mit einer Sammelklage gegen die Betreibergesellschaft vorgehen. “Unser Ziel ist es, jedem Passagier eine Entschädigung von mindestens 10.000 Euro für den entstandenen materiellen Schaden, die ausgestandene Angst, die ruinierten Ferien und die ernsthaften Risiken zukommen zu lassen”, erklärte der Chef des italienischen Verbraucherschutzverbands Codacons, Carlo Rienzi, am Dienstag. Der Verband hatte die Klage angeregt.

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