Costa Concordia – Reederei gegen Kapitän: "Er hat uns belogen"

Die Kreuzfahrtgesellschaft wirft dem Kapitän vor, der Reederei die Situation an Bord nach der Havarie heruntergespielt zu haben. “Er hat uns belogen”, sagte der Geschäftsführer von Costa Crociere, Pierluigi Foschi. Schettino behauptet dagegen, dass er nach der Havarie sofort mit dem Krisenmanager der Kreuzfahrtgesellschaft telefoniert habe, dem er Schritt für Schritt die Entwicklungen an Bord beschrieben habe.
“Wir werden gegen den Kapitän vor Gericht vorgehen”
Die Reederei macht den Kapitän allein für die Katastrophe verantwortlich. Die Gesellschaft werde den 52-Jährigen nicht vor Gericht verteidigen und seine Prozess- und Anwaltskosten nicht zahlen, teilte der Rechtsanwalt von Costa Crociere, Marco De Luca, mit. Der unter Hausarrest stehende Schettino wurde am Donnerstag von seinem Arbeitgeber suspendiert. Dies versetzt Schettino in eine durchaus schwierige Lage.”Wir werden gegen den Kapitän vor Gericht vorgehen. Er hat sich uns gegenüber nicht ehrlich verhalten”, meinte Foschi. Der Costa-Chef bezeichnete Schettino als guten Kapitän, der jedoch einige “Charakterprobleme” hatte. Man müsse noch feststellen, warum der Kapitän das Schiff vor Ende der Evakuierungsaktion verlassen habe.
Schettino bat um Entlassung aus Hausarrest
Der Rechtsanwalt des Kapitäns, Bruno Leporetti, forderte indes die Entlassung seines Mandanten aus dem Hausarrest in seinem Heimatort Meta di Sorrento südlich von Neapel. Es bestehe keine Fluchtgefahr, sein Mandant habe außerdem keine Möglichkeit, für die Ermittlungen wichtiges Beweismaterial zu unterschlagen, berichtete der Anwalt.
Die Staatsanwälte wollen klären, ob die Reederei durch unzulängliche Informationen des Kapitäns über die realen Zustände an Bord irregeführt wurde oder ob sie in einer ersten Phase versucht habe, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. So sei die Evakuierung verspätet begonnen worden, was mehrere Menschen das Leben gekostet hat, vermuten die Ankläger. Ermittlungen sollen auch gegen den für Krisen zuständigen Manager der Reederei Costa Crociere aufgenommen werden, berichteten italienischen Medien.
Inzwischen bildete sich ein Komitee der Überlebenden des Schiffbruchs. Damit wollen die Passagiere von der Costa Crociere eine Entschädigung für die erlittenen materiellen und sonstigen Schäden verlangen. Sie werden dabei von italienischen Konsumentenschutzverbänden unterstützt.
(APA)