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Coronavirus kaum ansteckender als Grippe: Das sind die Fakten

Der Coronavirus ist laut Forschern kaum ansteckender als Grippe.
Der Coronavirus ist laut Forschern kaum ansteckender als Grippe. ©APA
Auswertungen von führenden Wissenschaftern zeigen, dass das Coronavirus kaum ansteckender als normale Grippe ist und vor allem ältere Menschen befällt. Viele der Erkrankten waren bereits zuvor chronisch krank.

Das neue Coronavirus (2019-nCoV) ist so infektiös wie die Influenza, deutlich weniger als die Masern. Die mittlere Inkubationszeit beträgt 5,2 Tage. Am Beginn der Epidemie in China verdoppelte sich die Zahl der Betroffenen mit jeder Woche. Das sind Kernaussagen der ersten wissenschaftlichen Auswertungen chinesischer Experten, die jetzt im New England Journal of Medicine veröffentlicht worden sind.

Die Wissenschafter um Qun Li und eine ganze Reihe von Co-Autoren, überwiegend vom Zentrum für Krankheitskontrolle Chinas, aber auch von der medizinischen Fakultät der Universität Hongkong, haben die Daten 425 Coronavirus-Patienten aus Wuhan analysiert. Das erfolgte bis zum 22. Jänner dieses Jahres.

Coronavirus: Kaum Kinder betroffen

"Unter den ersten 425 Patienten mit labormäßig bestätigter Coronavirus-Infektion lag das mittlere Alter bei 59 Jahren. 56 Prozent waren männlich. Die Mehrheit der Fälle (55 Prozent) mit einem Krankheitsbeginn vor dem 1. Jänner 2020 waren mit dem Huanan-Fisch/Seefrüchte-Großmarkt verbunden, nur noch 8,6 Prozent der Fälle nachher", schrieben die Experten. Bemerkenswert sei, dass bisher kaum Kinder betroffen gewesen seien.

Die mittlere Inkubationszeit betrug 5,2 Tage. 95 Prozent der Erkrankungen traten innerhalb von 12,5 Tagen auf, was für eine 14-tätige Quarantäne von Betroffenen sprechen. "Im Anfang verdoppelte sich die Epidemie alle 7,4 Tage", schrieben die Experten. "Die Basis-Reproduktionszahl (R0; Anm..) betrug 2,2." Die Basisreproduktionszahl liegt beim Keuchhusten (bakterielle Infektion) zwischen zwölf und 17, bei den Masern zwischen zwölf und 18. Für die saisonale Influenza geht man von Werten zwischen 1,2 und zwei aus.

Coronavirus so ansteckend wie die Grippe

Damit ist 2019-nCoV nicht nur nach den Erwartungen der Experten, sondern auch aufgrund von harten Daten bezüglich der Infektiosität mit der Influenza vergleichbar. Allerdings, wie die Fachleute schrieben: "Im Allgemeinen wird eine Epidemie sich verstärken, solange der R0-Wert über eins liegt (...). Es ist möglich, dass die Kontrollmaßnahmen in Wuhan und in jüngerer Zeit in anderen Landesteilen und in Übersee die Übertragungsfrequenz reduziert hat. Aber die Entdeckung von immer mehr Fällen in anderen Regionen Chinas und rund um die Welt deutet darauf hin, dass die Größe der Epidemie weiterhin zunimmt."

Hälfte der Betroffenen sind chronisch krank

In der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" haben Kliniker und Experten für Öffentliche Gesundheit aus Wuhan den Verlauf der 2019-cCoV-Erkrankungen von 99 Patienten beschrieben, welche in das Rujin Hospital in Wuhan eingeliefert worden waren, beschrieben. Ihr Alter war im Durchschnitt 55,5 Jahre. Zu zwei Drittel handelte es sich um Männer. 51 Prozent der Patienten hatten eine chronische Grunderkrankung. Fieber (83 Prozent), Husten (81 Prozent), Kurzatmigkeit (31 Prozent) und Muskelschmerzen (elf Prozent) waren die häufigsten Symptome bei Spitalsaufnahme.

75 Prozent der Patienten zeigten Zeichen einer beidseitigen, also beide Lungenflügel betreffenden, Lungenentzündung. 17 Prozent entwickelten ein akutes Lungenversagen. Elf Prozent starben. Die Anteile betreffen ausschließlich hospitalisierte, also schwerkranke Coronavirus-Patienten.

Notlage ohne unmittelbaren Auswirkungen in Österreich

Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstagabend ausgerufene "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" hat für Österreich "vorerst keine unmittelbaren Konsequenzen". Das teilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag in einer Aussendung mit. Die Verhängung der Notlage erfolgte wegen des Ausbruchs des Coronavirus in China.

Der Notstand der WHO sei "vorwiegend eine Präventivmaßnahme, um vor allem jenen Ländern schneller helfen zu können, die ein weniger entwickeltes Gesundheitssystem haben", hieß es. Anschober kündigte an: "Wie geplant, tritt nach der Anzeigepflicht (am vergangenen Samstag verordnet, Anm.) ab morgen, Samstag, eine neue Verordnung in Kraft, wonach es möglich ist, nicht nur kranke oder krankheitsverdächtige Personen, sondern im konkreten Ernstfall bei Bedarf auch schon ansteckungsverdächtige Personen, die noch keine Krankheitssymptome zeigen, im Umgang mit anderen Personen zu beschränken."

(APA/red)

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