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Coronavirus in Italien: Kickl schielt auf Grenzkontrollen, Gesundheitsgipfel am Montag

In Italien werden bereits ganze Ortschaften abgeschottet.
In Italien werden bereits ganze Ortschaften abgeschottet. ©APA/AFP/MIGUEL MEDINA
Nachdem Italien wegen des Coronavirus in den Krisenmodus verfallen ist, blickt auch Österreich auf das Nachbarland. Am Montag treffen sich die Gesundheitslandesräte, FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl will das Virus bereits am Grenzübertritt hindern.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat gegenüber der Tageszeitung "Österreich" (Montagsausgabe) Kontrollen an der italienischen Grenze gefordert, sollte sich die Lage im Nachbarland weiter verschärfen. "Das Wichtigste ist jetzt, das Einschleppen des Virus nach Österreich zu verhindern", sagte er laut dem Blatt.

Während Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonten, dass Österreich auf einen Ausbruch des Coronavirus bestens vorbereitet sei, wolle er "verhindern, dass es überhaupt so weit kommt". Kickl fordert eine "Corona-App" mit Reisewarnungen und aktuellen Informationen. "Und wenn sich die Lage in Italien weiter verschärft, werden Grenzkontrollen nötig sein, aber auch dazu vermisse ich jede Vorbereitung." Bei einer massiven Verschärfung der Lage im Grenzgebiet zu Österreich müsse bei den Kontrollen auch Fieber gemessen und mit Erhebungsbögen gearbeitet werden, um den Ausbreitungsweg nachzuvollziehen.

Gesundheitslandesräte am Montag bei Anschober

Die Gesundheitslandesräte werden am Montag in Wien mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zusammentreffen, "zur weiteren Verstärkung der Abstimmung der Maßnahmen" gegen das neuartige Coronavirus. Das teilte das Ressort am Sonntagnachmittag mit. "Wir nehmen die Entwicklung in Italien sehr ernst", betonte Anschober. "Wir sind gut vorbereitet und arbeiten eng innerhalb der EU zusammen."

Die europäischen Gesundheitsbehörden haben eine gemeinsame Strategie, erläuterte der Minister: Bei einem Ausbruch wie nun in Italien werde sofort - u.a. durch Isolation - regional gehandelt und versucht, die Ausbreitung zu begrenzen. Treten bei der Befragung der Betroffenen Fakten auf, die ein anderes EU-Land betreffen, werde dies sofort ins "Early Warning and Response System" (EWRS) der Europäische Union eingespeist und unmittelbar dem betroffenen Mitgliedsstaat übermittelt, damit dieser ebenfalls sofort handeln könne.

"Diese Vorgehensweise hat im Fall des Ausbruchs in Bayern vor drei Wochen gut funktioniert", sagte Anschober. "Der Ausbruch konnte begrenzt und gestoppt werden."

Botschaft mit Österreichern in Italien in Kontakt

In Italien lebende, geschäftsreisende oder urlaubende Österreicher können sich bei Problemen, die rund um den Ausbruch von SARS-CoV-2 im Nachbarland für sie auftreten, an die österreichischen Vertretungen im Land wenden: Das Generalkonsulat Mailand und die Botschaft in Rom stehen zur Verfügung, hieß es am Sonntagnachmittag aus dem Außenministerium (BMEIA).

Wien. "Im Hinblick auf die bestätigten Infektionsfälle mit dem Coronavirus vor allem in Norditalien und die von den italienischen Behörden ergriffenen Maßnahmen werden die Informationen des BMEIA zu Reisen und Aufenthalt in Italien regelmäßig aktualisiert", sagte der stv. Sprecher Johannes Strasser. "Das Generalkonsulat Mailand sowie die Botschaft in Rom stehen mit den Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicherin in Kontakt." Konkrete Informationen über möglicherweise betroffene Österreicher lägen bisher nicht vor.

Letzte Coronaverdächtigen in Wien aus Quarantäne entlassen

Aktuelle Informationen können über die Website des Generalkonsulats oder über die Seite des Außenministeriums abgerufen werden. Dort wird u.a. darauf hingewiesen, dass Personen mit grippeähnlichen Symptomen in Italien "auf keinen Fall zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen" sollen. Betroffene sollen vielmehr die Telefonnummer 1500 anrufen, um die weitere Vorgangsweise abzuklären.

In Wien durften unterdessen am Sonntagnachmittag die letzten vier aus China zurückgekehrten Personen, die sich einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen mussten, nach einer Abschlussuntersuchung ihre Isolation verlassen. Der Frau und ihren drei Kindern gehe es gut, teilte der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) mit, alle Tests hinsichtlich des neuartigen Coronavirus seien negativ verlaufen.

Sperrzonen statt Karneval: Italien im Krisenmodus

Mit drastischen Maßnahmen wie Sperrzonen will Italien die rasante Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 stoppen. Mehrere Gemeinden in Norditalien wurden abgeriegelt, damit das Virus nicht auf die Wirtschaftsmetropole Mailand, das Touristenzentrum Venedig und andere Regionen übergreift. Der Karneval in Venedig werde genauso wie alle Sportveranstaltungen abgesagt.

Museen und Schulen sollen in der gesamten Region Venetien bis zum 1. März geschlossen bleiben, kündigte Regionalpräsident Luca Zaia am Sonntag an. Der Karneval hätte eigentlich noch bis Dienstag laufen sollen.

Die Zahl der Infizierten war in Italien über das Wochenende überraschend stark angestiegen. Bis Sonntagnachmittag waren es bereits mehr als 130 Fälle, wie Zivilschutzchef Angelo Borrelli erklärte. Am stärksten war die wirtschaftsstarke Region Lombardei betroffen, wo rund 90 Fälle gemeldet wurden. Es folgte Venetien, wo es rund 25 Infizierte waren. Darunter gab es auch zwei Fälle in der Stadt Venedig, sagte Zaia. Auch im Piemont, in der Emilia-Romagna und in Rom hatten sich Menschen angesteckt. Zwei ältere Menschen sind bereits gestorben. 26 Personen waren laut Zivilschutz auf der Intensivstation.

Städte in Italien abgeriegelt

Die Regierung kündigte scharfe Maßnahmen an, um eine Verbreitung in den wirtschaftsstarken Regionen aufzuhalten. Die am stärksten betroffenen Städte wurden abgeriegelt: Niemand durfte rein oder raus. Betroffen ist die Provinz Lodi in der Lombardei rund 60 Kilometer südöstlich von Mailand, wo rund 50.000 Menschen leben, sowie die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien mit rund 3.000 Einwohnern.

(APA/red)

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