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Corona-Mutation: Situation in Tirol laut Anschober "ernst"

Anschober bezeichnet die Situation als "ernst".
Anschober bezeichnet die Situation als "ernst". ©APA/HELMUT FOHRINGER
Am Donnerstag bezeichnete Gesundheitsminister Anschober die Corona-Situation in Tirol als "ernst". Die Situation soll am Sonntag neu analysiert werden.

Die Verbreitung der südafrikanischen Mutation des Coronavirus in Tirol könnte zu einer Abschottung einzelner Gebiete führen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass das ganze Land unter Quarantäne gestellt wird. Die Regierung prüft derzeit mit Experten alle Optionen, wie die APA aus informierten Kreisen am Donnerstag erfahren hat. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnet davor die Situation in Tirol als "ernst".

Situation soll am Sonntag neu analysiert werden

Das Land Tirol hat, wie der Minister am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien sagte, noch am Mittwoch ein "sehr straffes Fünf-Punkte-Programm aufgestellt, mit dem die Situation genau untersucht werden soll". Er habe den Eindruck, dass Tirol "selbstverständlich" der Ernst der Lage klar sei. Am Sonntag "ist Tag der Bilanz", dem möchte er nicht vorausgreifen und weder vorhersagen noch ausschließen, sagte er - bevor bekannt wurde, dass die Abschottung geprüft wird. Dann werde man aber darüber entscheiden, wie umfassend entweder "dieses Paket fortgesetzt werden muss" oder ob es weitere Maßnahmen brauche. "Diese paar Tage abzuwarten, ist notwendig", meinte der Gesundheitsminister.

Die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck vertrat in Interviews die Ansicht, dass das Land Tirol angesichts des Auftretens neuer lokaler Corona-Varianten für ein Monat isoliert gehört. Die Beraterin der Bundesregierung übte scharfe Kritik am Land Tirol im Umgang mit den Corona-Mutanten und warnt vor einem "zweiten Ischgl". Sequenzierungen würden auch zeigen, dass mittlerweile bereits 20 Prozent der Infektionen auf die neuen Varianten zurückzuführen sind. Anschober betonte am Donnerstag, dass die Sequenzierungen beschleunigt und prioritär behandelt werden müssen. Er sei auch mit Van Laer "in einem guten und regelmäßigen Kontakt".

Nach Informationen der APA sind die anderen Expertenberater der Regierung nicht alle der Meinung der Virologin. Es würden unterschiedliche Zahlen vorliegen, die nun geprüft werden müssen. So soll es entgegen der Aussagen von Von Laer keine eigene Tirol-Mutation des Südafrika-Virus geben. Die Regierung sei sich aber der Problematik bewusst.

Anschober fordert "ehestmögliche" Massentestungen

Massentestungen in Tirol sind "ehestmöglich durchzuführen", forderte Anschober. Er betonte, dass die Mutationen "nicht erst gestern bekannt geworden sind". Wie sie sich im Detail auswirken, "ist für uns alle weltweit ein großes Fragezeichen". Es müsse zeitnah ein Frühwarnsystem aufgebaut werden, besonders wichtig sei auch das Kontaktpersonenmanagement, bekräftige Anschober.

Tirol war auch im ersten Lockdown im Frühjahr abgeschottet. Mitte März wurden bis Anfang April alle Gemeinden unter Quarantäne gestellt und die Grenzen geschlossen.

SPÖ rief Anschober auf, in Tirol aktiv zu werden

Der Gesundheitssprecher der SPÖ, Philip Kucher, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einer Aussendung aufgefordert, angesichts der Lage in Tirol "endlich aktiv zu werden". Anschober müsse den Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) "sofort per Weisung zum Handeln verpflichten und alle nötigen Schutzmaßnahmen vorgeben".

Den Tiroler Verantwortlichen beim "Kopf in den Sand stecken zuzusehen, endet sonst neuerlich in einer Katastrophe", sagte Kucher. Der Gesundheitssprecher erinnerte daran, dass die Situation in Ischgl vor einem Jahr binnen weniger Tage explodiert ist. "Bis Sonntag zu warten, ist keine Option!" Es zähle jetzt "jeder Tag, um nachhaltigen Schaden von den Tirolerinnen und Tirolern abzuwenden! Anschober muss die Bevölkerung schützen und nicht die schwarzen Seilschaften der ÖVP und deren Interessen!", so Kucher. Des Weiteren brauche es sofortige Aufklärung, wie und von wem wurde das Virus ins Land geschleppt wurde und wieso es sich "dort neuerlich ungehindert verbreiten" konnte.

Der stellvertretende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfried wollte in einer Pressekonferenz nicht beurteilen, ob eine Isolierung Tirols nötig sei. Allerdings erinnerte er daran, dass es eigentlich eine Corona-Ampel gebe, um auf solche Dinge reagieren zu können. Was er sicher sagen könne, dass nicht alles richtig gemacht worden und sei und schleunigst Maßnahmen ergriffen werden müssten. Wenn das der Landeshauptmann nicht tue, sei der Gesundheitsminister gefordert.

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(APA/Red)

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