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Controlling war zum Telekom-Börsengang nicht vorhanden

Rudolf Fischer stellte sich heute dem U-Ausschuss.
Rudolf Fischer stellte sich heute dem U-Ausschuss. ©APA
Ex-Telekomvorstand Rudolf Fischer hat heute, Mittwoch, im Korruptions-U-Ausschuss des Parlaments ein erschreckendes Bild zum Börsengang der Telekom Austria im Jahr 2000 gezeichnet.

Der Eigentümervertreter, seinerzeit Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V), habe einen raschen Börsengang gewünscht, obwohl die Telekom die damals für den Gang aufs Parkett geänderte Struktur noch nicht umgesetzt hatte. “Das Controlling war nicht vorhanden (…) der Börsengang wurde auf Biegen und Brechen durchgeführt”, so Fischer. Die Aktie war damals entsprechend schlecht in den Markt gegangen, die Börsennotierung in Wien und New York wurde später wegen der hohen Kosten auf Wien reduziert.

“Der Herr Hochegger war Dauergast”

Die Vorwürfe, die Telekom habe sich eine Novelle der Universaldienstverordnung bei dem damaligen Verkehrsminister Hubert Gorbach (früher FPÖ/BZÖ) und dem Telekom-Regulator Georg Serentschy gekauft, bestritt Fischer. Den Lobbyisten Peter Hochegger habe nicht er, sondern der damalige Mobilkom-Chef Heinz Sundt in das Unternehmen gebracht. “Der Herr Hochegger war Dauergast im 7. Stock”, so ein sichtlich gut gelaunter Ex-Spitzenmanager. Es gab auch genug politische Aufklärungsarbeit, alleine Fischer hat in seiner Zeit als Vorstand (1998 bis 2008) sechs Verkehrsminister erlebt, “von denen nicht alle mit der Materie vertraut waren”.

Die Novelle der Universaldienstverordnung hat zwar dem Unternehmen Geld erspart, war aber laut Fischer kein großes Thema im Vorstand. “Ich habe die Verordnung nicht einmal gesehen”, überraschte Fischer die Abgeordneten. Fischer sagt im U-Ausschuss unter Wahrheitspflicht aus, auf Falschaussagen stehen bis zu drei Jahre Haft. Er betonte, dass es keine Schmiergeldzahlungen der Telekom über die Hochegger-Firma Valora gegeben habe.

Beratungen über Schmiergeldzahlungen bestritten

Zu den Kontakten der Telekom zum BZÖ-Abgeordneten Klaus Wittauer meinte Fischer, dass es zum Teil wöchentliche Treffen mit dem Ministerium und der Regulierungsbehörde gab, dies sei nichts Ungewöhnliches gewesen. Dass Wittauer eine eigene Telekom-Zutrittskarte habe, wie im Ausschuss behauptet wurde, bestritt Fischer. Zu Geschäftskontakten zum ehemaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) meinte er auf Anfrage, er habe keine.
Aussagen des ehemaligen Festnetz-Finanzvorstandes Georg Schieszler über eine gemeinsame Beratung zu Schmiergeldzahlung im Zuge der Universaldienstverordnung bestritt Fischer. Es entziehe sich seiner Kenntnis, ob die Telekom für die Beschleunigung der Novellierung bezahlt habe. Auch zu Zahlungen an die BZÖ-nahe Projektentwicklungsagentur Schmied wusste Fischer nichts zu sagen. Er bestätigte aber, dass die Auftragsvergabe an Lobbyisten im Regelfall von ihm und/oder Schieszler kamen.

Fischer war langjähriger Telekom – Mitarbeiter

Fischer (Jahrgang 1953) wurde 1998 zum Technikvorstand der Telekom Austria bestellt, sein Chef war damals Werner Kasztler, der vom burgenländischen Stromunternehmen BEWAG kam. Im Jahr 2000 wurde Fischer wiederbestellt, sein Chef war diesmal Heinz Sundt, gegen den in der Telekom-Korruptionsaffäre wegen angeblicher Kursmanipulationen ermittelt wird. Im August 2008 nahm Fischer seinen Hut, er war damals bereits stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Festnetzboss der Telekom Austria Group. Er scheide aufgrund von persönlichen Gründen aus und werde das Segment Festnetz “für einen effizienten Übergang für ein weiteres Jahr unterstützen”, hieß es damals in einer Aussendung der Telekom.

“Ich nehme die Entscheidung von Herrn Fischer zur Kenntnis und danke ihm im Namen des gesamten Aufsichtsrates für die ausgezeichnete Arbeit. In den letzten zehn Jahren hat Rudolf Fischer den einstigen Monopolisten zu einem modernen and wettbewerbsfähigen Player am Markt gemacht und wesentlich zur Entwicklung des österreichischen Telekommunikationsmarktes beigetragen”, wurde der damalige Aufsichtsrats- und ÖIAG-Chef Peter Michaelis zitiert. Seinen Job übernahm vorübergehend Konzernchef Boris Nemsic, ihm folgte der jetzige Chef Hannes Ametsreiter nach.

(APA)

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