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Conchita Wurst von Ex-Freund erpresst: "Bin HIV-positiv"

Conchita Wurst gibt zu, dass sie HIV postiv ist.
Conchita Wurst gibt zu, dass sie HIV postiv ist. ©APA/AFP/JOE KLAMAR
Am Sonntagabend gab Österreichs Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst zu, seit langem HIV-positiv zu sein. Sie wählte ein Coming-out auf Instagram, da ihr Ex-Freund drohte, mit den persönlichen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen.

“Ich bin seit vielen Jahren HIV-positiv”, gab die 29-Jährige auf der Social-Media-Plattform Instagram bekannt. Der Grund dafür, nun an die Öffentlichkeit zu gehen, sei die Erpressung durch einen ehemaligen Freund. Von diesem Damoklesschwert wolle sie sich befreien.

Von Ex-Freund bedroht

“Das ist für die Öffentlichkeit eigentlich irrelevant, aber ein Ex-Freund droht mir, mit dieser privaten Information an die Öffentlichkeit zu gehen, und ich gebe auch in Zukunft niemandem das Recht, mir Angst zu machen und mein Leben derart zu beeinflussen”, schreibt Conchita in ihrem Statement, dessen Echtheit dem “Standard” bestätigt wurde. “Coming out ist besser als von Dritten geoutet zu werden. Ich hoffe, Mut zu machen und einen weiteren Schritt zu setzen gegen die Stigmatisierung von Menschen, die sich durch ihr eigenes Verhalten oder aber unverschuldet mit HIV infiziert haben”, so die bärtige Kultfigur, hinter der der Sänger Tom Neuwirth steht.

heute ist der tag gekommen, mich für den rest meines lebens von einem damoklesschwert zu befreien: ich bin seit vielen jahren hiv-positiv. das ist für die öffentlichkeit eigentlich irrelevant, aber ein ex-freund droht mir, mit dieser privaten information an die öffentlichkeit zu gehen, und ich gebe auch in zukunft niemandem das recht, mir angst zu machen und mein leben derart zu beeinflussen. seit ich die diagnose erhalten habe, bin ich in medizinischer behandlung, und seit vielen jahren unterbrechungsfrei unter der nachweisgrenze, damit also nicht in der lage, den virus weiter zu geben. ich wollte aus mehreren gründen bisher nicht damit an die öffentlichkeit gehen, nur zwei davon will ich hier nennen: der wichtigste war mir meine familie, die seit dem ersten tag bescheid weiss und mich bedingungslos unterstützt hat. ihnen hätte ich die aufmerksamkeit für den hiv-status ihres sohnes, enkels und bruders gerne erspart. genauso wissen meine freunde seit geraumer zeit bescheid und gehen in einer unbefangenheit damit um, die ich jeder und jedem betroffenen wünschen würde. zweitens ist es eine information, die meiner meinung nach hauptsächlich für diejenigen menschen von relevanz ist, mit denen sexueller kontakt infrage kommt. coming out ist besser als von dritten geoutet zu werden. ich hoffe, mut zu machen und einen weiteren schritt zu setzen gegen die stigmatisierung von menschen, die sich durch ihr eigenes verhalten oder aber unverschuldet mit hiv infiziert haben. an meine fans: die information über meinen hiv-status mag neu für euch sein – mein status ist es nicht! es geht mir gesundheitlich gut, und ich bin stärker, motivierter und befreiter denn je. danke für eure unterstützung!

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Sorgen müssten sich die Fans nicht machen, heißt es in dem Schreiben weiter: “Seit ich die Diagnose erhalten habe, bin ich in medizinischer Behandlung, und seit vielen Jahren unterbrechungsfrei unter der Nachweisgrenze. […] Es geht mir gesundheitlich gut, und ich bin stärker, motivierter und befreiter denn je.”

Aids-Hilfe kritisiert “soziales” Aids

Die Aids-Hilfe Wien hat Conchita Wurst nach ihrem HIV-Outing ihre “uneingeschränkte Solidarität” ausgesprochen. Gleichzeitig beklagte die Organisation, dass die vorausgehende Erpressung zeige, dass “sich das ‘soziale Aids’ hartnäckig in unsere Gesellschaft hält”.”Informationen über die eigene Gesundheit, etwa auch den HIV-Status, bekannt zu machen, muss jedem Menschen selbst überlassen bleiben, egal, ob er prominent ist oder nicht. Solch persönliche Daten einer anderen Person zu veröffentlichen, oder es anzudrohen, ist menschlich letztklassig und zudem strafbar,” sagte Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien.

Diskriminierung auch in Österreich

Diskriminierung von HIV-positiven Menschen findet der Aids-Hilfe Wien zufolge “auch in Österreich jeden Tag statt”. Im Gesundheitssystem, in der Arbeitswelt, aber auch im Familien- und Freundeskreis – deshalb verschweigen viele HIV-positive Menschen ihre Infektion. “Thomas Neuwirth hat mit seinem Outing einen wichtigen Schritt gesetzt und unterstützt damit nicht nur andere Menschen mit HIV”, so die Organisation in einer Aussendung.

Nach dem HIV-Outing von Conchita Wurst ist auch von der Homosexuelleninitiative (HOSI) Wien Zuspruch gekommen. “Nach den Fortschritten in der Behandlung von HIV ist die soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV oder AIDS zur oftmals größten Belastung für die Betroffenen und Angehörigen geworden und Conchitas Outing ein wichtiges Zeichen”, sagte Obfrau Lui Fidelsberger. “Es muss endlich ein nüchterner Umgang mit dieser Infektionskrankheit eingeleitet werden, damit betroffene Menschen ohne Ängste und Zwänge über ihre Situation sprechen können”, erklärte Fidelsberger in einer Aussendung. “Wir danken deshalb Conchita für diesen wichtigen Schritt. Wir sind überzeugt, dass ihr Coming-out vielen Menschen Mut machen wird und sind stolz, dass sie Botschafterin für die kommende EuroPride Vienna 2019 ist”, sagte Obmann Moritz Yvon. “In ihrem Umgang mit Anfeindungen, Schmähungen und nun sogar Erpressungsversuchen ist sie ein großes Vorbild.”
(APA/red)

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