“Ich bin seit vielen Jahren HIV-positiv”, gab die 29-Jährige auf der Social-Media-Plattform Instagram bekannt. Der Grund dafür, nun an die Öffentlichkeit zu gehen, sei die Erpressung durch einen ehemaligen Freund. Von diesem Damoklesschwert wolle sie sich befreien.
Von Ex-Freund bedroht
“Das ist für die Öffentlichkeit eigentlich irrelevant, aber ein Ex-Freund droht mir, mit dieser privaten Information an die Öffentlichkeit zu gehen, und ich gebe auch in Zukunft niemandem das Recht, mir Angst zu machen und mein Leben derart zu beeinflussen”, schreibt Conchita in ihrem Statement, dessen Echtheit dem “Standard” bestätigt wurde. “Coming out ist besser als von Dritten geoutet zu werden. Ich hoffe, Mut zu machen und einen weiteren Schritt zu setzen gegen die Stigmatisierung von Menschen, die sich durch ihr eigenes Verhalten oder aber unverschuldet mit HIV infiziert haben”, so die bärtige Kultfigur, hinter der der Sänger Tom Neuwirth steht.
Sorgen müssten sich die Fans nicht machen, heißt es in dem Schreiben weiter: “Seit ich die Diagnose erhalten habe, bin ich in medizinischer Behandlung, und seit vielen Jahren unterbrechungsfrei unter der Nachweisgrenze. […] Es geht mir gesundheitlich gut, und ich bin stärker, motivierter und befreiter denn je.”
Aids-Hilfe kritisiert “soziales” Aids
Die Aids-Hilfe Wien hat Conchita Wurst nach ihrem HIV-Outing ihre “uneingeschränkte Solidarität” ausgesprochen. Gleichzeitig beklagte die Organisation, dass die vorausgehende Erpressung zeige, dass “sich das ‘soziale Aids’ hartnäckig in unsere Gesellschaft hält”.”Informationen über die eigene Gesundheit, etwa auch den HIV-Status, bekannt zu machen, muss jedem Menschen selbst überlassen bleiben, egal, ob er prominent ist oder nicht. Solch persönliche Daten einer anderen Person zu veröffentlichen, oder es anzudrohen, ist menschlich letztklassig und zudem strafbar,” sagte Wolfgang Wilhelm, Obmann der Aids Hilfe Wien.
Diskriminierung auch in Österreich
Diskriminierung von HIV-positiven Menschen findet der Aids-Hilfe Wien zufolge “auch in Österreich jeden Tag statt”. Im Gesundheitssystem, in der Arbeitswelt, aber auch im Familien- und Freundeskreis – deshalb verschweigen viele HIV-positive Menschen ihre Infektion. “Thomas Neuwirth hat mit seinem Outing einen wichtigen Schritt gesetzt und unterstützt damit nicht nur andere Menschen mit HIV”, so die Organisation in einer Aussendung.
Nach dem HIV-Outing von Conchita Wurst ist auch von der Homosexuelleninitiative (HOSI) Wien Zuspruch gekommen. “Nach den Fortschritten in der Behandlung von HIV ist die soziale Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV oder AIDS zur oftmals größten Belastung für die Betroffenen und Angehörigen geworden und Conchitas Outing ein wichtiges Zeichen”, sagte Obfrau Lui Fidelsberger. “Es muss endlich ein nüchterner Umgang mit dieser Infektionskrankheit eingeleitet werden, damit betroffene Menschen ohne Ängste und Zwänge über ihre Situation sprechen können”, erklärte Fidelsberger in einer Aussendung. “Wir danken deshalb Conchita für diesen wichtigen Schritt. Wir sind überzeugt, dass ihr Coming-out vielen Menschen Mut machen wird und sind stolz, dass sie Botschafterin für die kommende EuroPride Vienna 2019 ist”, sagte Obmann Moritz Yvon. “In ihrem Umgang mit Anfeindungen, Schmähungen und nun sogar Erpressungsversuchen ist sie ein großes Vorbild.”
(APA/red)