Unter dem Eindruck der anhaltenden Konjunkturkrise wünscht sich die IT-Branche mehr öffentliche Aufträge. Zur Eröffnung der Computermesse Systems forderte der Fachverband Bitkom am Montag in München ein „durchgängiges digitales Gesamtkonzept“ für die öffentliche Verwaltung. Wenn Dienstleistungen der Behörden über das Internet genutzt werden könnten, komme dies Bürgern, Unternehmen und Behörden gleichermassen zugute, sagte Bitkom-Vizepräsident Willi Berchtold.
Die neue Bundesregierung sollte nach Anregung des Verbands einen „E-Government-Beauftragten“ einsetzen, der ressortübergreifend einen Masterplan für die Umsetzung aller digitalen Projekte in der Verwaltung erstellen soll. Das Projekt BundOnline 2005 sei ein richtiger Ansatz, sagte Berchtold. Diese Pläne für die Bereitstellung von mehr als 350 Dienstleistungen der Bundesverwaltung im Internet müssten auch auf Länder und Gemeinden ausgeweitet werden. „Wir fordern die Bundesregierung auf, eine bindende Übereinkunft der Länder im Sinne eines Staatsvertrags E-Government zu formulieren.“
Ausserdem sprach sich Berchtold, der auch der Geschäftsführung des Chipkarten-Unternehmens Giesecke & Devrient vorsteht, für die Einführung einer „digitalen Bürgerkarte“ bis 2005 aus. Diese soll als Personalausweis, Telefon- und Geldkarte dienen und die bisher nur schleppend eingeführte digitale Signatur unterstützen.
Diese Technik ist einer von mehreren Schwerpunkten der bis Freitag dauernden Messe mit rund 1.600 Ausstellern – das sind auf Grund der Branchenkrise ein Viertel weniger als im vergangenen Jahr. Bei der Eröffnungsfeier am Sonntagabend äusserten sich führende deutsche IT-Manager optimistisch, dass der Umsatzrückgang von voraussichtlich 1,3 Prozent in diesem Jahr schon 2003 von einer langsam anziehenden Nachfrage abgelöst wird.
Zu den zentrale Themen der Systems gehören auch die Datenfunktechniken UMTS und Wireless LAN sowie Sicherheitslösungen, die in einer eigenen „IT Security Area“ vorgestellt werden. Bei der Software interessieren vor allem Angebote, die Kostenvorteile versprechen, und die Integration unterschiedlicher Geschäftsanwendungen auf einer gemeinsamen technischen Plattform. Die Hardware-Anbieter leiden am meisten unter einer ausgeprägten Investitionszurückhaltung, zudem scheint sich das Innovationstempo bei Computer-Bauteilen etwas verlangsamt zu haben.
Die Leistungsschau in den Messehallen wird begleitet von Schwerpunktausstellungen und Diskussionsforen. Im vergangenen Jahr zog die Systems 121.000 Besucher an.