(PC, XBX & PS5) „Suicide Squad: Kill the Justice League“ lautet der komplette Titel und beschreibt damit das Ziel des Spiels: Ein Bösewicht-Quartett muss Superman, Batman & Co. beseitigen. Dass diese Legenden so nebenbei in einem Spiel entsorgt werden, hat die Community die letzten Tage Sturm laufen lassen. Verschärft wurde das durch die zweifelhafte Genre-Wahl des Games. Denn Rocksteady Studios, die Köpfe hinter der kultigen „Batman: Arkham“-Serie, haben „Suicide Squad“ als Looter-Shooter mit starker Service-Game-Gewichtung inszeniert. Das ist derzeit (nach Flops wie „Anthem“ oder „Marvel’s Avengers“) unter Gamer:innen etwa so populär wie nächtliche Wolfs-Begegnungen im Oberland.
Das Spiel führt uns in Supermans Wahlheimat Metropolis, fünf Jahre nach den Ereignissen von „Batman: Arkham Knight“. Wir schlüpfen in die Rolle der DC-Superschurken Harley Quinn, Deadshot, Captain Boomerang und King Shark – entweder allein (wechselweise alle) oder zu mehrt. Die vier haben tödliche Sprengsätze in ihre Köpfe implantiert bekommen und somit keine Wahl, diese Mission Impossible abzulehnen. Neben Superman und Batman sind auch Green Lantern und The Flash zu liquidieren, die alle von Oberboss Brainiac kontrolliert werden. Freilich gibt’s auch prominente Verbündete, darunter Pinguin, Poison Ivy und Lex Luthor. Die Story ist absolut kinoreif inszeniert – mit piekfeinen Cutscenes. Leider sucht man Charakterentwicklung vergebens, die Figuren sind vorwiegend Sprücheklopfer und kämpfen sich von einer Zwischensequenz zur nächsten.
Das böse Charakter-Quartett verfügt über individuelle Fähigkeiten, das zeigt sich schon bei der Bewegungsakrobatik: Harley beispielsweise bewegt sich per Greifmechanik fort, die sie von Batman gestohlen hat; Deadshot hebt mit Hilfe seines Jetpacks ab. Allen gemein ist ein lockerer Abzugsfinger, denn im Game wird vorwiegend geschossen. Inszeniert ist das mehr als explosiv: Wild springt, sprengt, fliegt und schießt man sich durch Scharen von Brainiacs mutierten Gehilfen. Was sich da am Bildschirm abspielt ist hektisch, chaotisch und fast unüberschaubar – macht aber trotzdem Spaß, wenn man sich daran gewöhnt (bzw. den ersten Schock verdaut) hat.
Die Fähigkeiten der „Suicide Squad“ lassen sich ausbauen. Typisch Looter-Shooter geht’s aber vor allem drum, in Kämpfen neue Waffen und Ausrüstung zu erbeuten, um sich einen effizienten Held:innen-Killer maßzuschneidern. Da gibt’s durchaus einige Möglichkeiten, schöne Wechselwirkungen zu erzielen. Insgesamt aber wurde das kreative Potenzial beim Arsenal einer solch bunten Truppe nicht ausgeschöpft. Die Waffen sind großteils fantasieloser Standard. Das betrifft leider auch andere Aspekte des Games: Die repetitiven Scharmützel mit den endlosen Horden von Brainiac, die Neben-Missionen mit minimalen Variationen von 08/15-Designs, die schöne, aber leblose offene Welt von Metropolis. In vielerlei Hinsicht bremst der Service-Charakter die Möglichkeiten des Spiels künstlich aus. Copy-Paste und in die Länge ziehen, Neues für später aufheben – das ist das krasse Gegenteil der „Batman: Arkham“-Serie und hat Fans hart vor den Kopf gestoßen. Der gnadenlose Cliffhanger am Ende der nichtsdestotrotz spannenden, rund zehnstündigen Hauptgeschichte zeugt davon: Mehr vom Gleichen in anderen Geschmacksrichtungen soll folgen. Immerhin: Was sich im Game abspielt, ist recht drastisch und könnte dieses Comic-Universum permanent verändern. Das hat Unterhaltungspotenzial, aber damit kommen auch nicht alle klar, vor allem wenn es um Ikonen wie Superman oder Batman geht.
Fazit
„Suicide Squad: Kill the Justice League“ musste harte Kritik einstecken – von der Fachpresse wie von der Gaming-Community. Das war vorauszusehen, denn bewusst oder unbewusst hatte man sich von Spieleschmiede Rocksteady zumindest teilweise ein neues „Arkham“ erwartet. Von dieser Vorstellung muss man sich verabschieden, weder das Gameplay (ohne den Batman-Flow-Nahkampf) noch Story und Charaktere erreichen dieses Level. Tatsächlich bekommt man aber einen rasanten bis chaotischen Loot-Shooter, dessen Schießereien vollends flashen und dessen Story bei Laune hält. Dann allerdings geht’s recht steil bergab, denn der Service-Teil der „Suicide Squad“ enttäuscht und muss rasch aufgemotzt werden. Mehr Story, bessere Quests und kreativerer Loot könnten das Spielerlebnis auf Dauer stärken. Noch sollte man die Hoffnung nicht begraben: Die folgenden Seasons sollen sich jeweils um einen anderen DC-Charakter und eine von Brainiac geschaffene alternative Realität (Elseworld) drehen. Den Anfang macht ab März 2024 kein Geringerer als der Joker mit einem raketenbetriebenen Regenschirm.
(VOL.AT/Ländle Gamer)