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Cohen bezeichnete Trump im Repräsentantenhaus als "Betrüger"

Anwalt Cohen bricht anscheinend endgültig mit Trump
Anwalt Cohen bricht anscheinend endgültig mit Trump ©APA (AFP)
In einer dramatischen Aussage im US-Kongress hat Donald Trumps langjähriger Anwalt Michael Cohen den Präsidenten der Rechtsverstöße und Lügen bezichtigt.

“Er ist ein Rassist. Er ist ein Betrüger. Er ist ein Schwindler”, sagte Cohen am Mittwoch in Washington über seinen einstigen Vorgesetzten.

Der 52-Jährige beschuldigte Trump unter anderem, im Wahlkampf 2016 vorab von den Wikileaks-Veröffentlichungen zum Schaden seiner früheren Wahlkampfrivalin Hillary Clinton gewusst zu haben. Auch soll Trump laut Cohen noch nach Einzug ins Weiße Haus in mutmaßlich illegale Bemühungen zur Verschleierung einer Schweigegeldzahlung an eine angebliche frühere Sexpartnerin verwickelt gewesen sein.

Trump suchte mit einer Attacke aus Hanoi, wo er sich zu seinem Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un aufhielt, die Glaubwürdigkeit seines früheren Adlatus zu zertrümmern: Cohen lüge, “um seine Zeit im Gefängnis zu verringern”, schrieb der Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Cohen war im Dezember von einem New Yorker Gericht zu einer dreijährigen Haftstrafe wegen Steuer- und Finanzdelikten und früherer Falschaussagen gegenüber dem Kongress verurteilt worden. Die Delikte beging er großteils im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit für Trump.

In seinem live von US-Sendern übertragenen Auftritt vor dem permanenten Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses zeigte sich Cohen reumütig: “Ich schäme mich, dass ich dazu beigetragen habe, Herrn Trumps unerlaubte Handlungen zu verschleiern.”

Verurteilt wurde Cohen unter anderem wegen der von ihm getätigten Schweigegeldzahlung von 130.000 Dollar an den Pornostar Stormy Daniels, die das Gericht als illegale Wahlkampffinanzierung sah. Mittels der Zahlung war ein angebliches früheres Sexabenteuer Trump mit der Darstellerin verborgen worden.

Cohen hatte Trump schon früher beschuldigt, die Zahlung an Stormy Daniels angeordnet zu haben. Nun ging er darüber hinaus, indem er anführte, Trump sei auch noch nach Amtsantritt an Bestrebungen beteiligt gewesen, die Schweigegeldzahlung zu kaschieren. Zum Beleg präsentierte Cohen die Kopie eines von Trump gezeichneten 35.000-Dollar-Schecks, der eine Teilerstattung für das Schweigegeld gewesen sei.

Zu der von einem Sonderermittler untersuchten Russland-Affäre räumte Cohen ein, dass er zwar keine Beweise für illegale Absprachen mit Moskau habe. Doch berichtete er von einer aus seiner Sicht verdächtigen Episode aus dem Vorfeld eines ominösen Treffen zwischen Trumps Sohn Donald junior und einer russischen Anwältin im Juni 2016.

Laut Cohen sagte der Trump-Sohn damals mit gedämpfter Stimme zu seinem Vater: “Für das Treffen ist alles bereit.” Trump antwortete demnach: “Okay, gut. Sag mir Bescheid.” Trump hat wiederholt beteuert, von dem Treffen nichts gewusst zu haben.

Über die Veröffentlichungen von internen E-Mails aus dem Clinton-Lager durch die Enthüllungsplattform Wikileaks erfuhr Trump laut Cohen im Voraus von seinem langjährigen Vertrauten Roger Stone. Die Mails wurden nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste von russischen Hackern gekapert.

Cohen erneuerte auch seinen Vorwurf gegen Trump, ihn zu seinem früheren Meineid gegenüber dem Kongress angestiftet zu haben. Cohen hatte damals verschleiert, dass der Trump-Konzern noch bis in die heiße Phase des Wahlkampfs 2016 das – letztlich unrealisierte – Projekt eines Hochhausturms in Moskau verfolgt hatte. Trump hatte während des Wahlkampfs jegliche Geschäftsinteressen in Russland geleugnet.

Cohen zeichnete ein extremes Charakterbild seines Ex-Chefs und berichtete auch von wiederholten rassischen Äußerungen Trumps über Afroamerikaner. So habe ihn Trump während der Präsidentschaft Barack Obamas gefragt, ob er ein von einem Schwarzen regiertes Land kenne, das kein “Drecksloch” sei.

Cohens Vernehmungen durch drei Kongressausschüsse erstrecken sich über drei Tage. Nur die Sitzung am Mittwoch war öffentlich. Abgeordnete von Trumps Republikanern versuchten zu Sitzungsbeginn vergeblich, mit Verweis auf Geschäftsordnungsfragen eine Verschiebung zu erwirken.

(APA/dpa)

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