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CO2-Emissionen: soziale und ökomische Aspekte hemmen Reduktion

Am Land sind viele Leute auf ihr Auto angewiesen.
Am Land sind viele Leute auf ihr Auto angewiesen. ©APA/AFP/DPA/INA FASSBENDER
Bei CO2-Emissionen sind es nicht technische, sondern soziale und ökonomische Aspekte, die die Reduktion erschweren.

Die technologischen Rahmenbedingungen sind gegeben, um Verkehrsemissionen drastisch einzuschränken. Dessen waren sich die Teilnehmer einer von der Gesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen veranstalteten Podiumsdiskussion am Montag weitgehend einig. Jedoch sind noch viele soziale, infrastrukturelle und ökonomische Fragen für das Einleiten eines Umschwungs zu klären.

Reduktionspläne bis Jahresende

Bis Jahresende muss die Regierung der Europäischen Union ihre Pläne zur Reduktion von CO2-Emissionen vorlegen. Konkret müssen bis 2030 36 Prozent eingespart werden, was 7,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten entspricht. Der Individualverkehr sowie die Transportwirtschaft tragen laut Sachstandberichts des Umweltbundesamts mit 45,4 Prozent an den gesamten Treibhausgasemissionen im Jahr 2016 gehörig zur Belastung der Umwelt bei. Ohne Maßnahmen in diesem Bereich würde besagtes Ziel der Regierung “ziemlich sicher verfehlt werden”, betonte Günther Lichtblau, Leiter der Abteilung Mobilität im Umweltbundesamt.

“Wir haben mit der Möglichkeit der Elektrifizierung des Verkehrs das Problem einer Mobilitätswende vonseiten der Technologie gelöst. Man braucht sie nur zu fördern”, sagte Lichtblau. Jedoch werde es Technologie alleine nicht ermöglichen, die Emissionen drastisch einzuschränken. “Wir müssen rechtzeitig investieren und die ökonomischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen anpassen. Dann können wir es schaffen”, gab er sich überzeugt. Derzeit sei etwa der Umstieg auf alternative Verkehrsmittel für viele nicht erschwinglich und lediglich zehn Prozent der Transportwirtschaft könnten zusätzlich auf die Schiene verlagert werden, lieferte Lichtblau Beispiele.

Menschen am Land auf Auto angewiesen

Die Mobilitätswende weist auch ungelöste Probleme im sozialen Bereich auf, ergänzte Bernhard Wiesinger vom ÖAMTC. In ländlichen Gebieten sei man wesentlich stärker auf das Auto angewiesen als es in der Stadt. Außerdem werden “die ältesten Fahrzeuge, die die größten Umweltprobleme verursachen, von Leuten mit dem geringsten Einkommen betrieben und diese wollen es zumeist zu Ende fahren”, sagte Wiesinger und ergänzte, dass man auf diese Menschen im Zuge der Mobilitätswende nicht vergessen dürfe.

Es gebe, so Wiesinger, eine Reihe an Maßnahmen zur CO2-Reduktion, die leicht verträglich seien, aber selten diskutiert würden. “Wenn der Besetzungsgrad von den derzeitigen 1,2 Personen pro Fahrzeug auf 1,5 gesteigert werden könnte, dann sind wir sehr, sehr viel unseres Verkehrsproblems los.” Als Anreiz könnten Busspuren für mehrbesetzte Autos freigegeben werden, was für Wiesinger sinnvoller erscheint, als eine Freigabe für Elektroautos.

Tempo 140 km/h bringt mehr CO2-Emissionen

Zum von der Regierung angedachten Anheben des Tempolimits auf 140 km/h auf Autobahnen meinte Lichtblau: “Wenn ich auf der politischen Seite sage, Tempolimit 140 ist es mir wert, dann habe ich statt der 7,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten 7,4 Millionen Tonnen, die ich mit anderen Maßnahmen abbauen muss.” Wiesinger hingegen betonte, dass der Kraftstoffverbrauch nicht nur vom Tempo abhänge. Es gelte auch Faktoren wie etwa das langsame Überholen eines Lkw auf der Autobahn zu berücksichtigen. Dabei werde viel an Emissionen produziert, da etliche Autos gezwungen wären abzubremsen und wieder energieaufwendig zu beschleunigen. Ein Lkw-Überholverbot hätte für Wiesingers “mehr Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch als eine Diskussion über Tempo 130 oder 140.”

Wie es mit viel Willen selbst Stuttgart, das lange Zeit als Autofahrerstadt mit dementsprechender Luftverschmutzung galt, gelang, CO2-Emissionen im Verkehr signifikant zu reduzieren, erklärte Ralf Maier-Geisser aus dem Stuttgarter Referat Strategische Planung und Nachhaltige Mobilität. Mehr als 100 konkrete Maßnahmen hätten zu mehr Lebensqualität und weniger Schadstoffen geführt. Darin enthalten seien etwa ein breites Infrastrukturangebot für Elektromobilität, kostenloses Parken für emissionsfreie Autos und diverse niederschwellige Testangebote von umweltverträglichen Fahrzeugen. Ab dem kommenden Jahr gelte zudem ein Fahrverbot für alte Dieselfahrzeugmodelle im innerstädtischen Bereich.

(APA/Red)

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