Viel sinnvoller sei eine Ausweitung der bisherigen Parkraumbewirtschaftung sowie gesetzliche Änderungen, sagten hingegen Verkehrsplaner im Gespräch mit der APA. Außerdem könne man Österreichs Städte nicht mit Millionenmetropolen wie London oder Mailand vergleichen.
“Prinzipiell muss klar unterschieden werden: Die Parkraumbewirtschaftung ist ein Lenkungseffekt für abgestellte Fahrzeuge, die City-Maut ist eine Fahrsteuer für eine gewisse Dauer”, erklärte Ziviltechniker Werner Rosinak. Sowohl er als auch Verkehrsplaner Max Herry sehen eine City-Maut im Moment als nicht besonders zielführend: Gerade in der Bundeshauptstadt sei die Parkraumbewirtschaftung “sehr erfolgreich” und nehme bereits einige Dinge der City-Maut vorweg, so Herry. Zudem müssten laut Rosinak zuerst Alternativen wie der öffentliche Verkehr besser ausgebaut werden.
Die Parkraumbewirtschaftung gibt die Regelung für Parkpickerl und Kurzparkzonen vor. Der Sinn dahinter ist es, Langzeitparker auszusperren, erklärte Herry der APA. “Sie greift aber auch in den fließenden Verkehr ein. Ich kann dort dann einfach nicht mehr hinfahren, wenn es keinen Parkplatz gibt.” Vor allem Pendler sollen dadurch auf Alternativen wie öffentliche Verkehr oder Parkgaragen umsteigen.
Am 1. Juli 1993 wurde in Wien die Parkraumbewirtschaftung als Pilotprojekt im ersten Bezirk eingeführt, danach stufenweise auch in anderen Bezirken innerhalb und außerhalb des Gürtels. Am Anfang sei dagegen stark protestiert worden, jetzt habe man aber sehr wohl die Zustimmung der Anrainer, berichtete Rosinak. Seit der Einführung des Parkpickerls in Wien sei die Anzahl der Fahrzeuge mit Wiener Kennzeichen um mehr als zwei Drittel zurückgegangen. Dennoch dürfte nicht übersehen werden, dass viele Pkw-Besitzer laut Herry einfach auf Bezirke ohne Parkgebühren ausweichen.
Rosinak warnte davor, internationale Städte mit City-Maut mit Wien, Graz oder Linz zu vergleichen: In Stockholm sei die City-Maut an 20 verschiedenen Punkten eingeführt, in Sydney gelte sie zum Beispiel nur für eine Brücke. London habe wiederum weit größere Probleme mit der Schadstoff- und Verkehrsbelastung als Wien. Für die Bundeshauptstadt wäre eine solche Regelung am ehesten innerhalb des Gürtels denkbar: “Das Verkehrsproblem gibt es aber am Stadtrand, weil es sich dort staut”, sagte Rosinak. Statt daher eine Maut an der Einfahrt zur Bundeshauptstadt einzurichten, sei der weitere Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, besonders der S-Bahnverbindungen, wichtig.
Gegen eine City-Maut sprechen auch die komplizierten Überwachungsmöglichkeiten, so müssten an jeder Einfahrtstraße unzählige Masten aufgestellt werden. Eine weitaus bessere Methode wäre der Einsatz des europäische Satelliten-Navigationssystems Galileo, sagte Rosinak das höchstwahrscheinlich aber erst 2013 in Betrieb gehen wird. Damit könne man jedes Fahrzeug an jedem Platz durch einen Sender im Pkw orten und auf Basis dessen Fahrtdauer und -strecke berechnen. Der Lenker bekomme dann einfach am Ende des Monats einen Zahlschein für die gefahrenen Kilometer, so Rosinak.
Für die Zukunft sei Parkraumbewirtschaftung aber “kein Allheilmittel”, warnte Herry, vor allem weil es immer mehr Haushalte mit Pkw gebe und auch der Einkaufsverkehr zunehme. Dabei müsse aber nicht unbedingt auf die City-Maut zurückgegriffen werden, ist der Verkehrsplaner überzeugt. Vielmehr gehe es dabei zum Beispiel um gesetzliche Änderungen, um eine weitere Verteuerung des Autobesitzes, eine verstärkte Bewusstseinsbildung und Initiativen wie Car-Sharing.