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Circus Roncalli gastiert am Wiener Rathausplatz: Tiere als 3D-Hologramme im Zirkuszelt

Der Circus Roncalli gastiert wieder in Wien.
Der Circus Roncalli gastiert wieder in Wien. ©dpa/Jörg Carstensen (Archiv)
Ab Mittwoch schlägt der Circus Roncalli bis Mitte Oktober seine Zelte auf dem Wiener Rathausplatz auf. Die neue Show heißt "Storyteller" und verzichtet erstmals vollständig auf Tiere im Zirkuszelt.

“Es kommt ja niemand zum Roncalli, um Tiere zu sehen. Diese Leute sollen nach Schönbrunn gehen”, meint Direktor Bernhard Paul im APA-Interview. Der Politik empfiehlt er mehr Zirkusatmosphäre.

Circus Roncalli gastiert im Herbst in Wien

“Storyteller” heißt das aktuelle Programm im Circus Roncalli, das bis Mitte Oktober täglich außer Montag in Wien gezeigt wird. Davor hatte der Tross bereits in Innsbruck Station gemacht, danach geht es weiter nach Graz, Linz und Berlin. Warum diesmal keine Tiere? “Wer transportiert heute noch Nilpferde, Nashörner und Giraffen über die Autobahn im Stau? Das ist nimmer zeitgemäß. Die anderen sollen machen, was sie wollen, aber wir machen einen tierfreien Zirkus”, erklärt Paul. Wobei der Hausherr sowieso nie auf richtige Exoten gesetzt hat. Zuletzt habe man gerade noch eine Handvoll Ponys gehabt.

Pferde und Elefanten als 3D-Hologramme im Zirkuszelt

Ganz verzichten auf herumtrabende Hingucker will Paul aber nicht. Also lässt er Pferde und Elefanten als 3D-Hologramme in der Manege auftreten. Möglich macht das moderne Beamertechnik. Ansonsten setzt man auf rein menschliches Können: “Wir haben die besten Artisten – neun der besten Clowns, die ich finden konnte.” Sie führen durchs Programm. Stolz ist der Hausherr auch auf eine Nummer, die er in Paris eingekauft hat: “Ein Chinese, der unglaubliche Dinge mit Stühlen macht – bis hinauf in die Kuppel.” Nichts für Schwindelfreie, denn immerhin ist das Roncalli-Zelt in der Mitte rund 16 Meter hoch.

150 Leute beschäftigt der Direktor, rund die Hälfte steht vor dem Vorhang. Sie kommen aus 28 Nationen. “Bei uns ist das alles kein Problem – egal welche Hautfarbe oder Religion. Es kommt nur darauf an, was einer kann. Das empfehle ich der Politik auch”, sagt Paul. Um gute Artisten zu finden, schwärmt ein eigenes Castingteam regelmäßig in alle Welt von Kuba über Russland bis Frankreich aus. Gerade habe man eine Nummer eingekauft, die im kommenden Programm Platz finden wird und bei der ein Akrobat aus Fleisch und Blut mit einem Autobauroboter Kunststücke vorführen wird.

Paul selbst ist ein alter Hase im Geschäft. Das Unternehmen mit Sitz in Deutschland hat er vor 41 Jahren mit Andre Heller gegründet. Der Anfang war nicht allzu vielversprechend, denn die beiden überwarfen sich kurz nach der ersten Premiere, das Projekt ging pleite. Paul schaffte einen Neustart, seither läuft die Sache. Sein Erfolgsgeheimnis? “Zirkus ist dann gut, wenn das Kleinkind und der Intellektuelle an der gleichen Stelle lachen und staunen.” Freilich müsse man immer wieder Kurskorrekturen vornehmen – aber: “Es muss nicht immer größer, höher und teurer werden. Es muss besser werden.” Und man muss offenbar mit der Zeit gehen. Insofern werden diesmal nicht nur Tiere, sondern auch Plastik verbannt. “Irgendwer muss ja damit anfangen”, versteht sich der Chef gewissermaßen als Ökopionier. Foodtrucks von Bio- bis Veggie-Essen finden in der laufenden Saison ebenfalls am Zirkusareal Platz.

Circus Roncalli soll Familienbetrieb bleiben

Der Direktor selbst ist übrigens inzwischen 71 Jahre alt. Die Chancen, dass der Betrieb in Familienhand bleibt, ist jedenfalls groß. Denn alle drei Kinder Pauls arbeiten mit. Er habe ihnen stets gesagt: “Macht’s was ihr wollt’s”, aber sie würden dieses “Paradies” schützen wollen: “Weil sie merken: Außerhalb des Zauns ist eine ganz andere Welt, als die heile Welt des Circus Roncalli.” Ans Aufhören denkt der Hausherr aber sowieso noch nicht: “Irgendwann werde ich beim Lesen eines bürokratischen Papiers tot umfallen oder so. Aber ich habe nicht vor in Rente zu gehen. Picasso ist nicht in Rente gegangen und Keith Richards ist auch noch auf Tour – und der ist älter als ich.”

Hardfacts: Circus Roncalli in Wien

Programm: “Storyteller”
Premiere: 12. September 2018, 19.30 Uhr
Vorstellungen bis 14. Oktober: Dienstag bis Samstag 15.00 und 19.30 Uhr, Sonntag 14.00 und 18.00 Uhr; Karten 31,80 bis 82,40 Euro

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