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Ciampi gegen Begnadigung von Priebke

Carlo Azeglio Ciampi, hat sich gegen die Begnadigung des NS-Verbrechers, Erich Priebke, erklärt. Ciampi meint, die Bedingungen für die Begnadigung seien nicht vorhanden.

Priebke war 1998 wegen seiner Beteiligung an dem Massaker in den Ardeatinischen Höhlen mit 335 ermordeten Zivilisten in Rom zu lebenslanger Haft verurteilt worden und lebt 1999 in Rom unter Hausarrest.

„Für eine Begnadigung müssten die Familienangehörigen der Opfer des Massakers Priebke verzeihen. Ich glaube, dass nicht alle mit der Begnadigung einverstanden wären”, meinte der italienische Präsident, der am Freitag seinen deutschen Amtskollegen Johannes Rau in Rom getroffen hat. Ciampi unterstrich, dass das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen „etwas mehr als ein Verbrechen gegen die Menschheit gewesen ist”.

Die italienischen Sicherheitsbehörden hatten am Freitag eine Demonstration für Priebkes Begnadigung verboten, die vom Verband „Mensch und Freiheit” (Uomo e liberta) organisiert worden war. Der Verband kämpft seit Jahren für die Begnadigung des gesundheitlich angeschlagenen Priebke. Auch Alice Stoll, Ehefrau des ehemaligen Nazi-Offiziers, wollte sich der Demonstration anschließen. Gegen die Demonstration hatten unter anderem der Direktor des Pariser Wiesenthal-Zentrums, Shimon Samuels, sowie der römische Bürgermeister, Walter Veltroni, protestiert.

Verboten wurden auch zwei Demonstrationen gegen die Begnadigung, zu der der Partisanenverband Anpi und linksorientierte Gruppen aufgerufen hatte. Auch 91-jährigen Priebkes kämpft. Dieser war. Seit 1999 befindet er sich wegen seiner angeschlagenen Gesundheit unter Hausarrest in seiner römischen Wohnung..

Der Nazi-Verbrecher war 1994 in Argentinien aufgespürt worden, wo er seit den fünfziger Jahren unbehelligt gelebt hatte. Seit dem Urteil im Jahr 1999 bemühen sich Priebkes Rechtsanwälte um einen Strafnachlass. „Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen war für mich eine persönliche Tragödie”, sagte Priebke in einem Interview vor wenigen Monaten. Das Blutbad sei so schrecklich gewesen, dass er mit den Personen, die sich daran beteiligt hatten, darüber nicht mehr sprechen wollte. „Jeder von uns wollte alles so rasch wie möglich vergessen”, so Priebke.

Der Ex-SS Offizier hatte sich zum Dialog mit den Familienangehörigen der Opfer des Massakers bereit erklärt. „Mit offenen Armen bin ich bereit, mit ihnen zu sprechen und ihnen zuzuhören. Ich werde mein Herzen öffnen, wenn notwendig auch über jene Vergangenheit reden, an die ich mich nicht erinnern will”, so Priebke.

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