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Christen häufigste Opfer "religiöser" Verbrechen

"Eine Rückwärtsentwicklung in der islamischen Welt" konstatierte der Religionspädagoge Ednan Aslan von der Uni Wien. Schockiert über die Verbrechen "im Namen der Religion" zeigte sich der Präsident der Stiftung Pro Oriente, Johann Marte, bei einer Veranstaltung der Plattform für Verfolgte Christen am Mittwoch in Wien. Die Plattform rief für den Abend zu einem Protestmarsch in der Innenstadt auf.


Aslan stellte fest: “Was in den islamischen Ländern fehlt, ist die Freiheit des Denkens.” Freiheit werde von religiösen und politischen Führern als “Gefahr” wahrgenommen. Somit fehle es auch an Demokratiefähigkeit in diesen Staaten. Viele Muslime “konsumieren Demokratie anderswo”. Selbst sein Ursprungsland Türkei gibt nach den Worten Aslans Anlass zur Sorge; die Reduzierung philosophischer Fächer an den islamisch-theologischen Fakultäten sei Zeichen der “Rückwärtsentwicklung”.

Im Zusammenhang mit der Radikalisierung in der islamischen Welt erklärte Aslan, es gehe hier auch um “eine inner-islamische Angelegenheit”. Die islamische Theologie diskriminiere Christen und Juden, statt sich mit der Definition in der Schrift auseinanderzusetzen. “Bildung ja, aber entscheidend ist, welche.” An den Golf-Universitäten werden “die alten Werte gelehrt”, samt Hinweisen auf Enthauptungen. In der pluralistischen Welt müsse sich der Islam hingegen der Herausforderung der “Gleichheit der Religionen” stellen, forderte der Islam-Experte.

Laut Elmar Kuhn, dem Generalsekretär von Christian Solidarity International (CSI-Österreich), “ist ein Dialog nicht möglich, wo er auf islamischer Seite verweigert wird”. Bei Gräuelpropaganda und Hasspredigten sei auch die Integration islamischer Gesellschaften infrage gestellt. Diese “inner-islamische Dialogverweigerung” habe hierzulande Folgen, warnte Kuhn. Muslime, die hinterfragen und kritisieren, geraten in Gefahr. Auch in Österreich gibt es “Todesdrohungen gegen dialog- und kritikbereite Muslime”.

Marte prangerte “die schwachen Reaktionen des Westens und der islamischen Führer gegenüber den Verbrechen der Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) in Syrien und im Nordirak an. “Die Gräuel des IS sind ein Tiefpunkt in der Geschichte des Islam”, so der Präsident der Ökumenischen Stiftung. “Ich verstehe nicht, warum die muslimischen Organisationen in unserem Land die Gelegenheit nicht wahrnehmen” und für einen entsprechenden Passus im neuen Islam-Gesetz eintreten.

Nach Statistiken der christlichen NGO “Open Doors” richten sich 75 Prozent der Aktionen religiöser Intoleranz weltweit gegen Christen. Die Gründe dafür seien vielfältig, auch wirtschaftlicher und kultureller Natur. Hauptfaktor der Verfolgung sei aber der islamische Radikalismus, so Kurt Igler von “Open Doors Österreich”. Martin Kugler vom “Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians” kritisierte “die Befangenheit europäischer Eliten” gegenüber praktizierenden Christen. EU-Gleichberechtigungsrichtlinien bedeuten oft eine Einschränkung persönlicher Rechte und der Gewissensfreiheit.

Namens der Hilfsorganisation “Kirche in Not” rief Herbert Rechberger auf, Solidaritätsaktionen und konkrete Hilfsprojekte zu unterstützen. Beispiele sind die Finanzierung von Schulen im Nordirak, Lebensmittelpakete und Unterkünfte für Vertriebene sowie Existenzhilfe für geflohene irakische Priester der chaldäischen und der syrisch-katholischen Kirche. CSI-Generalsekretärin Pia de Simony und der Pro-Oriente-Präsident erinnerten an Appelle der orientalischen Patriarchen, die vor einem Ende des 2000-jährigen christlichen Erbes im Orient warnen. Heute sprechen diese von “Völkermord und Endzeit des Christentums” im Nahen Osten.

Am späten Mittwochnachmittag (ab 17:15 Uhr) findet anlässlich des Tages der Menschenrechte ein Protestmarsch der “Plattform Solidarität mit verfolgten Christen” statt, der von der Staatsoper zum Stephansdom führt. An den Fackelzug schließt sich ein Ökumenischer Wortgottesdienst im Dom an.

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