Ein gutes Zubrot
Mein Vater hat den Boden 1972 gekauft. Alles sei damals voller Pulverholz gewesen. Nach der Rodung hat Erwins Vater dann mit Fichten und Blautannen begonnen. Kann man davon leben? Nein. Erwin Bauer verlangt zehn Euro pro Laufmeter Fichte, 18 Euro für die Nordmanntanne. Dafür stapft er mit den Käufern, die sich raus an den Kanalgraben nahe dem Rohrspitz verirrt haben, hinein in seinen Christbaumwald. Hat auch Korktannen aus dem Kaukasus vorrätig und Balsamtannen, die besonders gut riechen. Und wenn die Kundschaft Geduld mitbringt, dann setzt er die Motorsäge erst am 22. und 23. Dezember an, weil der Mondkalender dann ein langes Christbaumleben verspricht. Mondphasenschnitt hält länger. Dann behält auch die Rotfichte ihre Nadeln, jedenfalls bis Dreikönig.
Passionierter Steinmetz
Den Rest vom Jahr fressen Shropshire-Schafe das Gras zwischen den Stämmen. Und Erwin Bauer frönt seiner wirklichen Leidenschaft. Dann verwandelt er als Steinmetz Natursteine zu Stiegen und Terrassen. Das wollte er immer schon. Aber erst 2005 hat er sich seinen Lebenstraum erfüllt. Erwins Vater ist Fischer. Der Sohn fuhr schon als Kind mit hinaus. Gute Jahre waren das damals. Mit Felchen und Barschen hielt sich die Familie gut über Wasser. Aber heute ist das anders. Der See ist saurer geworden. Die Fische stehen tiefer. Nachdem er die Fischerei 1995 vom Vater übernommen hatte, gab er sie ihm zehn Jahre später zurück. Was blieb, ist einzig die Fischerhütte am Christbaumwaldrand. Bis Heiligabend wird Erwin Bauer noch Fichten und Tannen schneiden, die wenig später mit allerlei Schmuck und Tand angetan die guten Stuben erleuchten. Er selber holt seinen Christbaum zuletzt. Hat er schon einen im Auge? Den suchen meine drei Buben aus.