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Chinesischer Regimekritiker ist spurlos verschwunden

Vier Wochen nach seiner Freilas­sung ist der chinesische Menschenrechtsak­tivist Gao Zhisheng abermals spurlos verschwunden.
Chinesischer Regimekritiker Gao Zhisheng 2010

“Wir wissen nicht, wo er ist. Wir haben keinen Kontakt”, sagten Familienangehörige in der nördlichen Provinz Shaanxi am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Auch ein Wegbegleiter des 44-Jährigen, der Anwalt Li Heping, sagte, er habe seit dem 20. April keinen Kontakt mehr mit dem prominenten Dissidenten gehabt, dem 2007 der österreichische “Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte” zuerkannt worden war. “Viele seiner Freunde und Angehörigen befürchten, dass er wieder in Haft genommen worden sein könnte”, sagte Li. Gaos Frau war Anfang des Jahres mit den beiden Kindern nach Thailand geflüchtet. Sie erhielten Asyl in den USA.

Noch 2001 war Gao vom Pekinger Justizministerium zu den zehn Spitzenanwälten des Landes gezählt worden. Mit zunehmender Reputation wuchs seine Furchtlosigkeit, die ihn auf Konfrontationskurs zur Kommunistischen Partei brachte, deren Mitglied Gao Zhisheng bis 2005 war. Offen kritisierte er die KP-Diktatur als “barbarisch” und verglich Chinas Führer mit “Mafia-Bossen”. Er veröffentlichte Aufsätze und setzte sich für benachteiligte Bauern, Bürgerrechtler, verfolgte Christen, Mitglieder der verbotenen Falun-Gong-Bewegung, Aids-Aktivisten und Berufskollegen ein. 2006 war er wegen “Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt” zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe wurde ausgesetzt. Im Februar 2009 wurde Gao erneut festgenommen. Ungeachtet internationaler Kritik weigerten sich die chinesischen Behörden, den Grund für die Festnahme und den Aufenthaltsort des Dissidenten zu nennen. Ende März wurde Gao freigelassen. Zuletzt hatte er nach Angaben von Freunden die westliche Uiguren-Region Xinjiang besucht, um seinen Schwiegervater zu treffen.

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