“Das Beben war eine Naturkatastrophe, doch die Frage stellt sich immer noch, ob der Tod von über 5.000 Schülern nicht in Verbindung mit einer von Menschen verursachten Katastrophe steht”, schrieb Liu Xiaoyuan, der Anwalt des regierungskritischen Künstlers Ai Weiwei. Andere Internetnutzer riefen zur Hilfe für diejenigen auf, die bis heute unter den Folgen leiden.
Am 12. Mai 2008 hatte ein Beben der Stärke 8,0 Sichuan erschüttert. Zehntausende Gebäude stürzten ein, darunter auch Tausende Schulen. Unter den Opfern waren mehr als 5.000 Schüler. Eltern und Aktivisten fordern bis heute vergeblich von den Behörden Angaben, warum ausgerechnet so viele Schulen betroffen waren, während andere Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft das Beben weitgehend unbeschadet überstanden.
“Abgesehen von Behördenvertretern und Experten, die keine Baumängel an den Schulen erkennen können – wie viele andere glauben, dass der Einsturz nicht mit ihrer Tofu-Bauweise zusammenhängt?”, fragte Liu auf dem chinesischen Kurzbotschaftendienst Sina Weibo. Vorwürfe von Aktivisten, Korruption und Pfusch am Bau seien Schuld am Einsturz der “Tofu”-Schulen, werden von den Behörden streng geahndet. Ai Weiwei, der zusammen mit Eltern und Aktivisten die Namen der getöteten Schüler dokumentiert hatte, wurde an seiner Aussage im Prozess gegen einen Aktivisten gehindert und von Polizisten so schwer misshandelt, dass er wegen einer Hirnblutung in München operiert werden musste.