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China und Japan sehen „Frühling“ im bilateralen Verhältnis

Nach jahrelangen Spannungen kommen sich China und Japan wieder näher, sind aber noch weit von einem Durchbruch im Territorialstreit um Rohstoffvorkommen im Ostchinesischen Meer entfernt.

Nach einem Gespräch zwischen Japans Regierungschef Yasuo Fukuda und Ministerpräsident Wen Jiabao am Freitag in Peking äußerten beide nur ihren Willen, das Problem bald zu lösen. Als Zeichen für den neuen „Frühling“ in den Beziehungen wurden jedoch Kooperationen beim Klimaschutz, in der Kernfusionstechnologie und eine Ausweitung des Jugendaustausches vereinbart. Auch Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao sowie Parlamentschef Wu Bangguo empfingen Fukuda bei seinem ersten, viertägigen China-Besuch als neuer Regierungschef Japans.

Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao sprach zwar von Fortschritten im Streit um die Öl- und Gasvorkommen im Ostchinesischen Meer, doch sagte Japans Außenamtssprecher Mitsuo Sakaba: „Wir sind noch sehr weit von einer Lösung entfernt.“ Es gebe keine Annäherung, wo und wie die im April grundsätzlich vereinbarte gemeinsame Erschließung der auf 200 Milliarden Kubikmeter Gas und 25 Milliarden Tonnen Rohöl geschätzten Vorkommen erfolgen könne. Die Verhandler müssten „noch einen langen Weg zurücklegen“, sagte der Sprecher.

Ungeachtet der Differenzen wollen beide Seiten ihre Beziehungen ausbauen. „Japan und China stehen vor großen Chancen und großer Verantwortung“, sagte Fukuda. Japan versprach die Weiterbildung von 10.000 chinesischen Experten in der Energieeffizienz über drei Jahre. Chinas Ministerpräsident mahnte, Japan müsse korrekt mit der Taiwan-Frage und seiner Geschichte umgehen. Das Verhältnis war von 2001 bis 2006 praktisch eingefroren, da China über die Besuche des damaligen Regierungschefs Junichiro Koizumi im Yasukuni-Schrein empört war, wo auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. In einer Rede vor Studenten der Peking Universität versprach Fukuda, sein Land stelle sich dem „quälenden Teil der Geschichte“.

In der Taiwan-Frage sprach er sich nur gegen eine Veränderung des Status quo aus. Anders als die USA oder die EU kam Fukuda nicht dem chinesischen Wunsch nach, sich direkt gegen die geplante Volksabstimmung in Taiwan über eine Aufnahme in die Vereinten Nationen auszusprechen. Er lehne das Referendum nur in dem Fall ab, dass es „zu einer einseitigen Veränderung des Status quo führt“. Aus japanischer Sicht sei die Volksabstimmung eine innenpolitische Angelegenheit, auch wenn Japan eine UN-Aufnahme der von China als Provinz betrachteten Inselrepublik ablehne, erläuterte ein Beamter.

Der Sprecher des japanischen Außenministers Masahiko Komura verwies darauf, dass sich China zu einer großen Wirtschaftsmacht entwickle. China und Japan sollten daher gemeinsam zu Stabilität und Entwicklung in Asien und der Welt beitragen, sagte Sprecher Mitsuo Sakaba. Dies gelte auch für den Klimaschutz. Ohne chinesisches Engagement auf diesem Gebiet wären alle internationalen Anstrengungen wirkungslos, sagte Sakaba in einem Interview. Japan und China vereinbarten unter anderem eine bessere Zusammenarbeit in der Forschung zur Bekämpfung des Klimawandels.

China ist für Japan der wichtigste Handelspartner, Japan wiederum ist einer der größten Investoren in China. Das Verhältnis zwischen Peking und Tokio, das lange Zeit wegen der japanischen Besetzung Chinas in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vergiftet war, hat sich zuletzt deutlich entspannt. Der Ton ist freundschaftlicher geworden, und vor wenigen Monaten besuchte erstmals ein chinesisches Kriegsschiff den Hafen von Tokio. Doch beobachtet man in der japanischen Hauptstadt die steigenden chinesischen Militärausgaben mit wachsendem Misstrauen.

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