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China und Indien wollen Streitigkeiten beilegen

China und Indien wollen die Streitigkeiten der Vergangenheit hinter sich lassen und stärker aufeinander zugehen. Vajpayee ruft Pakistan von Peking aus zu Terrorbekämpfung auf.

Mit dem ersten Besuch eines indischen Regierungschefs in der Volksrepublik China seit über zehn Jahren hätten die Beziehungen bereits „eine neue Stufe erreicht“, sagte Chinas neuer Ministerpräsident Wen Jiabao seinem indischen Amtskollegen Atal Behari Vajpayee am Montag in Peking. In einer gemeinsamen Erklärung legten sie die Ziele und Leitlinien für eine bessere Kooperation fest. Unterzeichnet wurden zudem neun Abkommen über eine Vereinfachung der Visaerteilung, die Errichtung von Kulturzentren sowie eine Ausweitung der Kooperation in Bildung, Wissenschaft, Meeresforschung, Landwirtschaft und bei erneuerbaren Energien.

Der indische Premier sagte in dem Gespräch mit Wen, er hoffe, „dass mein Besuch das Vertrauen und Verständnis zwischen beiden Ländern, Völkern und Regierungen stärken und die breite Kooperation voranbringen wird“. Die beiden Nachbarn seien nicht nur die bevölkerungsreichsten Länder, sondern gehörten auch zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Die indisch-chinesischen Beziehungen sind durch einen Grenzkrieg 1962, bis heute fortbestehende Gebietsansprüche sowie die privilegierten Beziehungen Chinas zu Pakistan belastet. Einen Tiefpunkt erreichte das Verhältnis auch durch Indiens Atomtests 1998 und damals von Vajpayee selbst geäußerte indische Befürchtungen, dass China eine „Bedrohung“ darstelle.

In einer deutlichen Abwendung von früheren China-kritischen Äußerungen betonte Vajpayee in Interviews chinesischer Staatsmedien, sein Land betrachte die Volksrepublik nicht als Feind. Beide Mächte sollten aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Sein Land wolle die Grenzfragen so schnell wie möglich lösen. Es gebe ein großes Potenzial für die Kooperation. Indien wolle von den „bemerkenswerten Erfolgen“ der chinesischen Wirtschaft lernen. Der Handel beider Länder soll sich bis 2005 auf zehn Milliarden US-Dollar verdoppeln.
Von Peking aus hat Vajpayee an Pakistan appelliert, den „grenzübergreifenden Terrorismus“ zu stoppen. Bei seinem Arbeitsgespräch mit dem chinesischen Ministerpräsidenten verwies Vajpayee auch auf den Kaschmir-Konflikt. Wen Jiabao habe Vajpayee versichert, dass das Treffen „große Auswirkungen auf die weitere Entwicklung unserer Beziehungen“ haben werde, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Das Verhältnis zwischen Indien und China hatte sich in den vergangenen Jahren vor allem durch den gemeinsamen Handel verbessert, der 2002 ein Volumen von rund fünf Milliarden Dollar (4,3 Milliarden Euro) erreichte.

Vajpayee wird am Dienstag von Staats- und Parteichef Hu Jintao und dessen Vorgänger Jiang Zemin empfangen, der als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist. Vajpayees sechstägige Reise führt ihn auch in die Wirtschaftsmetropole Shanghai sowie in die alte Kaiserstadt Luoyang.

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