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China droht schlimmste Arbeitslosigkeit

China droht die schlimmste Arbeitslosigkeit in seiner Geschichte. Die Zahl der Arbeitslosen könne leicht mehr als zwanzig Millionen erreichen.

Vizearbeitsminister Wang Dongjin warnte nach Angaben der Pekinger englischsprachigen Tageszeitung “China Daily” vom Montag. Das starke Überangebot an Arbeitskräften und viele nicht mehr benötigte Qualifikationen führten zu einer “düsteren Beschäftigungslage”. Der Vizeminister warnte davor, dass die sich verschlimmernde Situation “durchaus die soziale Stabilität untergraben kann”.

Jährlich strömten 12 bis 13 Millionen neue Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt – zusätzlich zu den bereits fünf Millionen Entlassenen der Staatsbetriebe und den weiteren 6,8 Millionen registrierten Arbeitslosen Ende vergangenen Jahres. Jedoch könnten auch bei dem gegenwärtigen schnellen Wirtschaftswachstum von sieben Prozent jährlich nur acht Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sagte der Vizeminister. Zusätzlich suchten auch noch 150 Millionen überschüssige Arbeitskräfte vom Lande in den Städten nach Arbeit.

“In den nächsten vier Jahren wird China voraussichtlich den schwersten Arbeitslosendruck erleben, den es je gesehen hat”, zitierte die Zeitung den Vizeminister vor einem Seminar mit Experten, Akademikern und Regierungsbeamten. Die meisten Arbeitslosen und Entlassenen aus Staatsbetrieben seien nicht ausreichend qualifiziert und Arbeiter mittleren Alters mit geringer Bildung aus Bereichen wie Kohle, Textil oder Maschinenbau, in denen sich die Technologie verändert habe.
Vor dem Hintergrund wachsender sozialer Spannungen mit Massenentlassungen in der Staatsindustrie und einem schroffen Einkommensgefälle zwischen Küstenprovinzen und Hinterland hatte die chinesische Führung im Vorjahr eine gravierende Entscheidung getroffen. Hunderte Millionen Arbeitskräfte sollen sich künftig frei im Lande bewegen können, um leichter Beschäftigung zu finden. Bis dahin konnte der Wohnort nur mit strengen Auflagen gewechselt werden.

Die enorme Zunahme der Arbeitslosigkeit als Folge der Wirtschaftsreformen hat in mehreren Teilen des bevölkerungsreichsten Landes der Welt zu Unruhen und Massenprotesten geführt. Viele Staatsfirmen haben die Produktion praktisch eingestellt und zahlen den Beschäftigten nur noch einen Bruchteil der Löhne aus. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Staats- und Parteichef Jiang Zemin hat in einem Zirkular an die Sicherheitsorgane auf die Notwendigkeit hingewiesen, verstärkt für sozialen Frieden sorgen. Alle Staats- und Parteiorgane müssten die „politische Verantwortung für die Wahrung der Stabilität“ wahrnehmen.

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