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China brüskiert Japan

China hat Japan mit der überraschenden Absage eines Treffens von Vizeministerpräsidentin Wu Yi mit dem japanischen Regierungschef Junichiro Koizumi in Tokio am Montag brüskiert.

Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen beiden Ländern wurde ihre vorzeitige Abreise aus Japan von Politikern als „unhöflich“ beschrieben. Die erfahrene Krisenmanagerin sollte bei ihrem Besuch eigentlich die angeschlagenen Beziehungen wieder kitten. Ein hoher Beamter des Außenministeriums äußerte seinen Unmut. China solle sich „etwas mehr an diplomatische Umgangsformen halten“, zitierte die Nachrichtenagentur Kyodo.

Kabinettschef Hiroyuki Hosoda wusste nur von „plötzlichen Pflichten in China“. Von japanischer Seite wurde bestritten, dass die Absage mit den umstrittenen Besuchen von Koizumi im Yasukuni-Schrein zusammenhängt. Auf Fragen, ob dies der Grund sein könnte, sagte Koizumi selbst: „Ich habe keine Ahnung.“ Im Vorfeld des Treffens hatte der Regierungschef noch am Freitag seine Pilgergänge zu dem Shinto-Heiligtum in Tokio verteidigt, wo auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden. Vor der Abreise sagte Wu Yi in einer Rede, die Beziehungen seien auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren.

Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao hatte am Sonntag in Peking im Gespräch mit Parteiführern der beiden Regierungsparteien Japans die Schrein-Besuche scharf kritisiert und gewarnt, die Beziehungen könnten „in einem Augenblick zerstört“ werden. Wie japanische Zeitungen berichteten, kritisierte der Präsident auch Schulbücher, die Japans Kriegsvergangenheit beschönigten, sowie die Sicherheitskooperation Japans mit den USA in der Taiwanfrage.

Auf mehrmalige Nachfrage schwieg das Außenministerium in Peking beharrlich zu den Gründen für die Abreise. Die amtlichen chinesischen Medien stellten ihre Reise in Japan vielmehr als Erfolg dar. Auch wurde die Kritik von Präsident Hu Jintao nicht verbreitet. Nach Einschätzung chinesischer Beobachter würde die Regierung die Gründe für die Abreise auch nicht öffentlich machen, um die Stimmung gegen Japan nicht anzuheizen. Mit Mühe hatte Chinas Regierung im April teils gewalttätige antijapanische Proteste schließlich unterbunden.

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