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China: 170 Kumpel eingeschlossen

Bei dem möglicherweise schwersten Grubenunglück der vergangenen Jahre in China sind am Sonntag noch 170 Bergleute vermisst worden. 123 konnten sich selbst retten oder wurden geborgen.

Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua kam es am Morgen im Kohlebergwerk Chenjiashan bei Tongchuan in der nordwestchinesischen Provinz Shaanxi zu einer Gasexplosion.

Zu dem Zeitpunkt arbeiteten 293 Bergleute unter Tage. Nur 123 konnten sich retten oder wurden geborgen, einige von ihnen mit schweren Kohlenmonoxidvergiftungen. Die Gaskonzentration in dem Schacht war auch Stunden nach der Explosion so hoch, dass die Bergungstrupps nicht zu den Einschlossenen vordringen konnten.

Unklar war zunächst, ob die in der Mine eingeschlossenen Bergarbeiter noch am Leben waren. Das Grubengas explodierte etwa acht Kilometer hinter dem Schachteingang. Nur die Arbeiter, die in der Nähe des Eingangs arbeiteten, konnten sich retten. Mehrere Rettungsteams versuchten, zu den in etwa zehn bis 20 Kilometern Tiefe Eingeschlossenen vorzudringen. Laut einem Vertreter des städtischen Bergwerkamts in Tongchuan waren sie jedoch bereits nach 400 Metern wegen der hohen Giftgas-Konzentration blockiert. Weiter vorzudringen, wäre lebensgefährlich gewesen.

Sollte es für die 170 vermissten Kumpel keine Rettung mehr geben, wäre es das schwerste Grubenunglück in China seit mehreren Jahren. Erst am 20. Oktober waren bei einer Gasexplosion in der zentralchinesischen Provinz Henan 148 Kumpel getötet worden. Im September 2000 starben bei einem Unglück in der südlichen Provinz Guizhou 162 Menschen.

Die veralteten und unzureichend gesicherten Bergwerke in der Volksrepublik China gelten als die gefährlichsten der Welt. Wegen des rasant gestiegenen Kohlebedarfs im eigenen Land holen die Betreiber das Letzte aus der Förderung heraus, ohne aber in zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zu investieren. Amtlichen Angaben zufolge sterben jährlich durchschnittlich mehr als 7.000 Bergleute bei Unglücken. Nach Berechnungen der in Hongkong ansässigen Menschen- und Arbeitsrechtorganisation China Labour Bulletin liegt die Zahl in Wirklichkeit sogar bei 20.000 Toten im Jahr.

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