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Chile: Stichwahl zeichnet sich ab

Erstmals in der Geschichte Chiles ist bei der Präsidentenwahl am Sonntag eine Frau als aussichtsreichste Kandidatin ins Rennen gegangen. Derzeit zeichnet sich eine Stichwahl ab.

Die Sozialistin Michelle Bachelet (54) konnte laut jüngsten Umfragen vor der Wahl auf 41 Prozent und damit auf die Stimmenmehrheit hoffen. Eine Entscheidung über die Nachfolge von Amtsinhaber Ricardo Lagos wurde aber erst von einer Stichwahl gegen den Zweitplatzierten am 15. Jänner erwartet.

Bachelet von der Sozialistischen Partei (PS) gab sich siegessicher. „Erste oder zweite Runde, ich weiß, dass wir die Mehrheit haben und gewinnen werden“, sagte sie bei der Stimmabgabe in einer Schule in der Hauptstadt Santiago.

Gute Aussichten, in die Stichwahl einzuziehen, hatte der konservative Unternehmer Sebastian Pinera (55) von der Mitte-Rechts-Partei Nationale Erneuerung (RN), dem 22 Prozent der Stimmen vorhergesagt wurden. Auch Joaquin Lavin (52) von der rechtskonservativen Demokratischen Unabhängigen Union (UDI) war ein Konkurrent. Bei der Wahl 2000 war er Lagos nur knapp unterlegen. Ein vierter Kandidat, Thomas Hirsch, von einer linksgerichteten Koalition, lag in den Umfragen hingegen deutlich zurück.

Bachelet ist die Tochter eines Luftwaffengenerals, der sich dem Putsch von General Augusto Pinochet 1973 widersetzte. Er wurde inhaftiert und gefoltert und starb in Haft. Auch Bachelet und ihre Mutter kamen kurzzeitig ins Gefängnis. Später durften sie ins Exil gehen, zuerst nach Australien, später nach Ostdeutschland.

Alle Kandidaten versprachen im Wahlkampf, die Schere zwischen Armen und Reichen in Chile zu verkleinern, die Arbeitslosigkeit von acht Prozent zu bekämpfen und die Bürger besser vor Verbrechen zu schützen. Der Nachfolger des sozialistischen Präsidenten Lagos wird am 11. März vereidigt. Die Amtszeit des Präsidenten wurde durch eine Verfassungsreform im September auf vier Jahre verkürzt.

Parallel fanden Parlamentswahlen statt. Die 120 Mandate in der Abgeordnetenkammer wurden neu vergeben. Zugleich wurde über einen Teil der Sitze im Senat abgestimmt. Es waren die vierten allgemeinen Wahlen in Chile seit dem Ende der Militärdiktatur von Augusto Pinochet 1990. Das Land hat sich seither unter den Regierungen der Koalition Concertacion, für die auch Bachelet antrat, zu einer der stabilsten Demokratien Lateinamerikas entwickelt. Die Abstimmung verlief in völliger Normalität und es wurden zunächst keine Zwischenfälle bekannt.

Wahlberechtigt waren 8,2 Millionen Wähler. Es bestand Wahlpflicht, allerdings wurden bisher selten Strafen gegen Personen verhängt, die ihre Stimmen nicht abgaben. Die Wahllokale sollten bis 22.30 Uhr (MEZ) geöffnet bleiben. Ergebnisse wurden ebenfalls gegen 22.30 Uhr MEZ erwartet.

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