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Cheibani Wague-Prozess: Notarzt sagte aus

Zweiter Tag im Prozess um den Tod des Cheibani Wague - Einvernahme nach rund einer Stunde wegen gesundheitlicher Beschwerden abgebrochen.

Am späten Mittwochnachmittag musste im Straflandesgericht die Einvernahme des in der Causa Cheibani Wague angeklagten Notarztes nach rund einer Stunde abgebrochen werden. Der 57-Jährige ist herzkrank und klagte über gesundheitliche Beschwerden. Seine Befragung wird morgen, Donnerstag, ab 8.30 Uhr fortgesetzt.

Schläge auch nach Beruhigungsspritze

Der Arzt behauptete dezidiert, der mit am Rücken gefesselten Händen in Bauchlage am Boden fixierte Wague habe von den Polizisten Schläge bekommen – auch noch, nachdem er diesem eine Beruhigungsspritze verabreicht hatte. Wague habe nämlich noch immer „massiven Widerstand“ geleistet, so der Mediziner.

Wague sei deswegen von den Beamten im Kopf- und Nackenbereich geschlagen worden: „Ich nehme an, sie wollten ihn zur Räson bringen.“ Konkret benennen konnte der Arzt die betreffenden Polizisten nicht, er habe sich mit der Spritze in der Hand auf Wagues „Gesäß konzentriert“.

Arzt wurde “zurückgedrängt”

Wenig später habe ihm jemand zugerufen, dass Wague keinen Puls mehr habe, so der Notarzt weiter. Dass eine ganze Minute verstrich, bis er sich diesem wieder annäherte, erklärte er damit, die Beamten hätte ihn nach der Injektion „zurückgedrängt“. Außerdem sei ja ein Polizist dort gestanden.

Er habe verlangt, die Beamten sollten Wague nicht länger im Rückenbereich nieder drücken, sondern „an den Oberarmen halten“ und ihm die Handschellen lösen, sagte der 57-Jährige.

Nach weiteren zwei Minuten wurde Wague auf einer Tragebahre ins Rettungsfahrzeug geschoben, wo der Arzt dann einen so genannten völligen Herzstillstand feststellte.

Bemühter Arzt mit Hand in der Tasche

Dass er während der entscheidenden Minuten teilweise mit einer Hand in der Hosentasche herum stand, ließ der Arzt nicht als Indiz dafür gelten, er habe sich nicht um Wague gekümmert: „Bei mir kommt das häufig vor, dass ich eine Hand in der Tasche habe. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht bemühe.“

Nachdem er noch in Richtung Polizei den Satz deponierte „Ich habe vertraut, dass diese Herren vertraut sind mit einer Akutsituation“, ersuchte seine Verteidigerin im Hinblick auf den offenbar angeschlagenen Zustand des Notarztes darum, der Richter möge die Befragung unterbrechen und am Donnerstag fortsetzen.

Am Donnerstag sollen nach dem Notarzt zumindest ein Großteil der geladenen Zeugen aussagen. Danach wird die Verhandlung vertagt – vermutlich auf unbestimmte Zeit, da der Richter die Einholung eines ergänzenden notfallmedizinischen Gutachtens ankündigte.

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